Ich möchte zunächst den im Zitat angedeuteten Konflikt nachskizzieren und ihn mit
einigen Informationen ergänzen.
Im Sommer 1996 gab es in Frankfurt zwei Kampagnen, die versuchten, die Gestaltung des
Nachtlebens politisch zu forcieren. Der Zusammenschluß von Leuten und Kräften ging
jeweils über den Rahmen der Techno-Kultur hinaus. Es waren gleichfalls Kräfte aus
anderen pop- und jugendkulturellen Formationen beteiligt. Beide Kampagnen opponierten
gegen die Sperrstunde und andere Restriktionen, denen Partyveranstalter immer wieder vom
hiesigen Ordnungsamt ausgesetzt waren und im übrigen auch nach wie vor sind.
Wie in "Faierai in FFM" zumindest angedeutet, wurden die Kampagnen von höchst
unterschiedlichen Kräften getragen, so daß zwischen ihnen ein fast politisches
Konkurrenzverhältnis enstand. Zunächst können sie daher nach dem 'Mainstream versus
Underground-Schema' unterschieden werden. Wä"hrend SAVE THE NIGHT von durchwegs
exklusiveren Kreisen (der "Normalo-Schlipsie Fraktion", wie "Faierai in
FFM" sie nennt) getragen wurde, kamen die Protagonisten von SAVE OUR NIGHT eher aus
weniger kommerziellen Clubs. Darüber hinaus hatte SAVE OUR NIGHT einen stärker
gesellschaftskritischen Anspruch und wendete sich auch gegen Formen städtischer
Ausschließungspolitik gegenüber sozialen und ethnischen Minderheiten.
Die Konkurrenzsituation ließ einen kritisch vergleichenden und distinktiven Diskurs über
die konkurrierenden Positionen, Inhalte und Forderungen entstehen, in dessen Verlauf man
sich gegenseitig beschrieb und voneinander abgrenzte.
Die beiden zentralen Diskursstränge lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Für das weitere Vorgehen ist es nicht von Interesse, die beiden Kampagnen wertend
einander gegenüberzustellen oder ihre jeweiligen Argumente zu überprüfen. Vielmehr
interessiert die Art und Weise, wie in "Faierai in FFM" mit der bloßen Existenz
eines Dispositivs, innerhalb dessen zwei konkurrierende und jeweils kritisch
ausdifferenzierte Diskurse vorliegen, umgegangen wird.