3.4.4.1. Darstellung
            der zwei konkurrierenden Diskurse

Ich möchte zunächst den im Zitat angedeuteten Konflikt nachskizzieren und ihn mit einigen Informationen ergänzen.

Im Sommer 1996 gab es in Frankfurt zwei Kampagnen, die versuchten, die Gestaltung des Nachtlebens politisch zu forcieren. Der Zusammenschluß von Leuten und Kräften ging jeweils über den Rahmen der Techno-Kultur hinaus. Es waren gleichfalls Kräfte aus anderen pop- und jugendkulturellen Formationen beteiligt. Beide Kampagnen opponierten gegen die Sperrstunde und andere Restriktionen, denen Partyveranstalter immer wieder vom hiesigen Ordnungsamt ausgesetzt waren und im übrigen auch nach wie vor sind.

Wie in "Faierai in FFM" zumindest angedeutet, wurden die Kampagnen von höchst unterschiedlichen Kräften getragen, so daß zwischen ihnen ein fast politisches Konkurrenzverhältnis enstand. Zunächst können sie daher nach dem 'Mainstream versus Underground-Schema' unterschieden werden. Wä"hrend SAVE THE NIGHT von durchwegs exklusiveren Kreisen (der "Normalo-Schlipsie Fraktion", wie "Faierai in FFM" sie nennt) getragen wurde, kamen die Protagonisten von SAVE OUR NIGHT eher aus weniger kommerziellen Clubs. Darüber hinaus hatte SAVE OUR NIGHT einen stärker gesellschaftskritischen Anspruch und wendete sich auch gegen Formen städtischer Ausschließungspolitik gegenüber sozialen und ethnischen Minderheiten.

Die Konkurrenzsituation ließ einen kritisch vergleichenden und distinktiven Diskurs über die konkurrierenden Positionen, Inhalte und Forderungen entstehen, in dessen Verlauf man sich gegenseitig beschrieb und voneinander abgrenzte.

Die beiden zentralen Diskursstränge lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Für das weitere Vorgehen ist es nicht von Interesse, die beiden Kampagnen wertend einander gegenüberzustellen oder ihre jeweiligen Argumente zu überprüfen. Vielmehr interessiert die Art und Weise, wie in "Faierai in FFM" mit der bloßen Existenz eines Dispositivs, innerhalb dessen zwei konkurrierende und jeweils kritisch ausdifferenzierte Diskurse vorliegen, umgegangen wird.