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"deportation.class", gemeinsame Zeitung/taz-Beilage
von 'kein mensch ist illegal' und 'Libertad!' - Juni 2001
22.05.2001 Eine neue Ausgabe der deportation.class-Zeitung
erscheint. Die Zeitung kann und soll massenhaft verteilt werden - [
bestellen ]
01.06.2001 Die Zeitung erscheint als beilage der gesamten Auflage der
"tageszeitung" (taz)
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Die Ausgabe zum Verteilen |
Die taz-Ausgabe |
Inhalt:
- E-Protest
- Lufthansa goes offline
Am 20. Juni 2001 wird online gegen die Lufthansa AG demonstriert
- Fliegen ist freiwillig
Schnell zur Tagesordnung übergehen - das würde den Konzernherren
von der Deutschen Lufthansa AG passen. Doch zwei Jahre nach dem gewaltsamen
Tod von Aamir Ageeb auf Linienflug LH 558 fordern AktivistInnen von
»kein mensch ist illegal« nachdrücklicher denn je
den Ausstieg aus der Deportation.Class
- Ob er mitmacht? - Wir machen mit!
Wir unterstützen die Online-Demonstration und rufen zur Teilnahme
auf
- Was macht ein Elektro-Störer?
Ricardo Dominguez aus New York ist ein Pionier virtueller Aktionsformen.
Er erläutert Geschichte, Hintergründe und die Wirkung von
elektronischen Protestformen wie Virtual Sit-In und Onliner-Demonstration
- Lets go.to/online-demo * Links im Netz
und andere Verknüpfungen
- Flüchtlinge gegen Residenzpflicht
- Warum Tarom?
Neues Mitglied in der Deportation-Alliance: Die rumänische Tarom
führt Sammelabschiebungen durch
- Wer nicht will, kommt nicht mit
Die Pilotenvereinigung Cockpit hat überraschend ihre Verbandspolitik
zum Thema Abschiebungen verändert. Hatte Cockpit bisher jede
Verantwortung der Piloten von sich gewiesen, so revidierte der Verband
auf anhaltenden Druck nun seine Position.
- Logbuch, Was seit Oktober 2000 geschah:
- Besuchen Sie uns auch im Internet
- Absehbarer Tod
Zwangsmassnahmen im Ausländerrecht forderten in der Schweiz das
zweite Todesopfer.
(Dieser Artikel fehlt in der taz-Beilage)
- Zelten für Bewegungsfreiheit
Freedom of movement ist die zentrale Forderung der No Border Camps
in Südspanien, Ostpolen und Slowenien Anfang Juli, bei den Aktionstagen
gegen den Weltwirtschaftsgipfel in Genua Mitte Juli und beim mittlerweile
vierten »kein mensch ist illegal«- Grenzcamp Ende Juli,
das dieses Mal rund um den Abschiebeflughafen bei Frankfurt am Main
stattfinden wird.
- Innere Grenze, Vorläufiges Programm
des Frankfurter Flughafen-Camps
- Kontakt/Spenden/Materialien
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E-Protest
<http://go.to/online-demo> Unter dieser Adresse rufen das antirassistische
Netzwerk kein mensch ist illegal und die Solidaritätsinitiative
Libertad! zu einer Demonstration der besonderen Art auf. Tausende InternetnutzerInnen
sollen während der Aktionärs-versammlung der Lufthansa AG
am 20. Juni in Köln das Internetportal der Fluglinie blockieren,
um gegen die jährlich etwa 10.000 Abschiebungen mit Lufthansa-Maschinen
zu protestieren. Wenn Konzerne, die an Abschiebungen Geld verdienen,
ihre grössten Filialen im Internet aufbauen, muss man genau dort
demonstrieren. eCommerce? Wir können auch eProtest. Schwere Zeiten
für die Lufthansa AG. Nach einer schlechten Quartalsbilanz und
mitten im Tarifstreit mit der Pilotenvereinigung Cockpit fallen die
Kurse - nun droht dem Unternehmen auch noch ein publicityträchtiger
Ausfall bei http://www.lufthansa.com. Ein Problem, das sich die Konzernleitung
mit etwas Weitsicht hätte ersparen können - die öffentliche
Kritik an dem Abschiebegeschäft ist schliesslich weder neu noch
zu vernachlässigen: seitdem am 28. Mai 1999 der Sudanese Aamir
Ageeb in einer Lufthansa-Maschine unter den Misshandlungen von BGS-Beamten
zu Tode kam, haben neben kein mensch ist illegal auch pro asyl und amnesty
international ein Ende der Abschiebeflüge mit dem Kranich gefordert.
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Lufthansa goes offline
Am 20. Juni 2001 wird online gegen die Lufthansa AG demonstriert
Tag für Tag werden über 100 Menschen ausser Landes verfrachtet,
allein weil sie keinen deutschen Pass besitzen. Die Polizisten und Behörden,
die diese Menschenrechtsverletzungen planen und durchfüh-ren, können
dabei auf das weltweite Verbindungsnetz der grössten deutschen
Fluglinie zurückgreifen: Die Lufthansa AG stellt für die Abschiebungen
ihre Direktflüge zur Verfügung - Geschäft ist Geschäft.
Aber deportation business kann kein business as usual sein.
Noch im März auf der Internationalen Tourismusbörse Berlin
hatten Konzernsprecher voller Zuversicht erklärt, man habe im vergangenen
Jahr erstmals über eine halben Million Tickets über das Internetportal
verkauft und plane, den Online-Anteil bis zum Jahr 2005 auf 25 Prozent
des Gesamtumsatzes zu steigern. Das Szenario leerer Bildschirme während
der Jahreshauptversammlung wäre ein denkbar schlechter Start für
die hochtrabenden Pläne des "zukunftsorientierten Netzkonzerns."
Proteste verschärfen sich
Nach tumultartigen Protesten auf der vergangenen Aktionärsversammlung
im Juni 2000 hatte Vorstandsvorsitzender Jürgen Weber schliesslich
erklärt, mit dem Innenministerium über eine Ende der Abschiebeflüge
in Verhandlung treten zu wollen. Aber bei dieser Ankündigung blieb
es. Offenbar hatte man in der Vorstandsetage nicht einkalkuliert, dass
sich die Proteste verschärfen würden, wenn den Worten keine
Konsequenzen folgen. kein mensch ist illegal und Libertad! erhalten
mittlerweile Unterstützung von AbschiebegegnerInnen und NetzaktivistInnen
von Australien bis Belgien, aus Spanien und Argentinien, die bereits
angekündigt haben, am 20. Juni mit-zuhelfen, den Lufthansa-Server
unter Druck zu setzen. Der Online-Protest ist von vornherein so konzipiert,
dass nur eine Grossdemonstration die Internetpräsenz der Lufthansa
in die Knie zwingen kann. Alles hängt also von breiter Beteiligung
ab. Um dies zu gewährleisten, wird unter http://go.to/online-demo
potentiellen E-DemonstrantInnen eine eigens programmierte »Online
Protest Software« zum download zur Verfügung gestellt. Einmal
installiert, erlaubt diese nutzerInnenfreundliche und zugleich effektive
Software, jeder und jedem unabhängig der Computerkenntnisse an
dem virtuellen Go-In teilzunehmen - durch einige wenige Mausklicks zur
rechten Zeit. Weder werden dabei Daten zerstört noch geschlossene
Systeme geknackt - allein der Zugang wird blockiert. Wie das zu verstehen
ist? Wie ein virtuelles Go-In: man stelle sich etwa vor, wie in einem
Reisebüro nicht fünf, sondern zweihundertundfünfzig Menschen
gleichzeitig Reiseauskünfte einholen wollen - und übertrage
diese Szene auf das Internetportal der Lufthansa. Um zu unterstreichen,
dass es sich um eine Demonstration handelt, für die im öffentlichen
Raum Cyberspace das gleiche Grundrecht beansprucht wird wie auf öffentlichem
Strassenland, meldete kein mensch ist illegal-Sprecher Jan Hofmann den
virtuellen Protest beim Ordnungsamt Köln an - per email, versteht
sich.
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Fliegen ist freiwillig
Schnell zur Tagesordnung übergehen - das würde den Konzernherren
von der Deutschen Lufthansa AG passen. Doch zwei Jahre nach dem gewaltsamen
Tod von Aamir Ageeb auf Linienflug LH 558 fordern AktivistInnen von
»kein mensch ist illegal« nachdrücklicher denn je den
Ausstieg aus der Deportation.Class
Fast genau ein Jahr ist es her, dass Lufthansa-Chef Jürgen Weber
auf der Aktionärsversammlung eine ebenso vollmundige wie kleinlaute
Erklärung abgab: Die Luftfahrtgesellschaft werde in direkte Verhandlungen
mit dem Bundesinnenministerium treten. Ziel: Die Entbindung von der
sogenannten Beförderungspflicht, mit der die Konzern-Verantwortlichen
bislang ihr Mitwirken an gewaltsamen Abschiebungen rechtfertigten. Doch
bis heute kann sich die Lufthansa nicht zu einer eindeutigen Stellungnahme
durchringen, geschweige denn: die längst überfällige
Entbindung von der Beförderungspflicht, wie sie zum Beispiel für
tropische Ziervögel ohne viel Federlesen ergangen ist, mit dem
zu Gebote stehenden Nachdruck und zur Not auch juristisch durchzusetzen.
Windelweiche Ausflüchte
Stattdessen versuchte die Lufthansa AG, sich auf reichlich herkömmliche
Art und Weise der Kritik zu entziehen. Mit der Androhung horrender Geldstrafen
sollte ein einzelner »kein mensch ist illegal«-Aktivist
eingeschüchtert werden und eine Plakatausstellung im Internet verhindert
werden. Mit windelweichen Erklärungen und haarsträubenden
Ausflüchten wird auf die wachsende Aufmerksamkeit reagiert, die
die Deportation.Class Kampagne spätestens seit einem ganzseitigen
Artikel im Wall Street Journal nun auch in Börsen- und Analystenkreisen
auslöst. Dabei ist eines offensichtlich: In der Führungsetage
liegen die Nerven blank. Selbst eine Journalistin der BILD-Zeitung,
die sich erlaubte, kritisch nachzufragen, wurde von Vorstandmitgliedern
der Lufthansa AG unter Druck gesetzt.
Ganz anders die AbschiebegegnerInnen. Sie bleiben beharrlich und vor
allen Dingen: Sie stehen zu ihrem Wort. Auf der Aktionärsversammlung
im Juni 2000 hatte der renommierte Internetexperte Dr. Reinhold Grether
die Anteilseigner eindringlich vor den unabsehbaren Folgen einer Verlagerung
der Auseinandersetzung in den Cyberspace gewarnt. Vergeblich, denn die
LH-Hauptversammlung im Jahr 2001 könnte leicht zu einem Meilenstein
in der Geschichte des elektronischen Protestes werden. Abschiebegegner
aus aller Welt wollen, wenn LH-Chef Weber seinen Rechenschaftsbericht
beginnt, vor den offenbar ohnehin nicht allzu leistungsfähigen
Servern der Luftlinie demonstrieren. Rein virtuell versteht sich.
Globalisierung von unten
In Wirklichkeit verbreitert sich die Deportation-Class Kampagne zusehends.
Neben der Solidaritätsinitiative »Libertad!«, den JungdemokratInnen
und zahlreichen Menschenrechtsgruppen haben sich inzwischen die berühmte
US-amerikanische Künstlergruppe RTmark und Internetaktiv stInnen
aus aller Welt angeschlossen. Dabei ist eines klar: So wenig wie die
Deutsche Lufthansa AG alleinverantwortlich für die brutale Abschiebepolitik
ist, genauso wenig wird sich der Protest auf diese Fluglinie begrenzen
lassen. Mit der rumänischen Tarom, British Airways, Air France,
KLM und zahlreichen Charterfluggesellschaften profitieren auch andere
Unternehmen von der zwangsweisen Verschleppung von Menschen. Wenn Globalisierung
nicht nur ein Thema für Sonntagsreden und Hochglanzbroschüren
ist, dann machen die Abschiebegegner damit Ernst: Einmal, weil sie sich
für das Menschenrecht auf Bewegungsfreiheit einsetzen, und zum
anderen, weil sie dazu neuartige Protestformen und weltweite Vernetzung
praktizieren.
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Ob er mitmacht?
Eine solche Attacke abzuweisen ist ungeheuer schwierig. Das Unternehmen
kann sich gegen den Angriff nur schützen, wenn es die komplette
Web-Seite dicht macht. Die vielen Zugriffe verkraftet der Rechner nicht.
... Wir befinden uns in einem Dilemma. Einerseits beruht das Internet
strukturell auf dem offenen Zugang für alle, andererseits muss
aber auch ein störungsfreier Ablauf gewährleistet werden.
Michael Dickopf, Sprecher des Bundesamts für Sicherheit in der
Informationstechnik (BSI). (nach FR 25.05.01)
Wir machen mit!
"Wir unterstützen die Online-Blockade der Lufthansa-Seiten,
weil jedes Mittel recht ist, die Normalität des Abschiebegeschäfts
zu stören. Die ungeheuerliche Alltäglichkeit der Abschiebungen
muss ans grelle Tageslicht gezerrt werden. Diese Aktion könnte
dazu beitragen, den ökonomischen und symbolischen Schaden für
die Lufthansa so hoch zu treiben, dass sich das schmutzige Geschäft
nicht mehr lohnt. Das ist die Sprache, die sie verstehen." Kanak
Attak
Der bundesweite Zusammenschluss Kanak Attak greift die rassistischen
Zuschreibungen mit allen ihren sozialen und politischen Folgen an und
widersetzt sich kulturindustriellen Verwertungsmechanismen und dem Alltag
in Almanya.
"Wir unterstützen die Online-Demo, weil sich die Deutsche
Lufthansa genauso wie Sabena und Air France an der Abschiebung von MigrantInnen
beteiligt. Wir müssen uns organisieren und zusammen handeln gegen
diese diskriminerende Festungspolitik, die um Europa eine Mauer gegen
die Armen aus dem Süden und Osten errichtet hat." No Pasaran
Das antifaschistische Netzwerk No Pasaran kämpft gegen den Rassismus
und soziale Apartheid in Frankreich und sieht sich im Rahmen der internationalen
Bewegung der Emanzipation von den Verhältnissen des globalisierten
Kapitalismus.
"Wir werden an der Online-Demo gegen Abschiebungen mit der Lufthansa
teilnehmen, weil wir Menschen und keine Waren sind. Man kann uns weder
beschlagnahmen noch bei Nichtgefallen zurückgeben. Weder Du noch
ich, kein mensch ist illegal." Independent Media Center Barcelona
Das IMC Barcelona ist eines von 50 Indymedias weltweit, die Nachrichten
und Informationen über Unterdrückung, Protest und Widerstand
unzensiert und in Echtzeit publizieren.
"Die KurdInnen stellen den grössten Anteil der AsylbewerberInnen
und sind von den unmenschlichen Abschiebungen besonders betroffen. Wer
Abschiebungen bejaht, bejaht zugleich auch Folter und Mord." YXK
- Verband der StudentInnen aus Kurdistan.
.
Online-Demo - Wir machen mit!
"They won't have your names when you ride the big airplane. All
they will call you will be 'deportees'."(Woody Guthrie)
Wir unterstützen die Online-Demonstration und rufen zur Teilnahme
auf:
kein mensch ist illegal- und Libertad!-Gruppen in zahlreichen Städten
* AG Antifa/Antira des StuRa der MLU Halle/Wittenberg * AK Asyl, Göttingen
* ak internationalismus muenchen * André Yaël, cinéaste,
Bruxelles, Belgique * Anna Forstner, Regensburg * Annette Frölich,
Wiesbaden * Antiapartheidsgruppe Kiel * antifa link, oberhausen * Antifa
Saar, Saarbruecken * Antifa-Plenum Rosenheim * AntiFa-Referat der EFH
in Bochum * Antifaschistische Gruppe Frankfurt * antifaschistische liste
der fh, frankfurt * antiracist antisexist summer camp project, europe
* Antirassismusplenum Göttingen * AStA der ev. Fachhochschule Bochum
* Autonome Antifa [M] Göttingen * Autonome Netzguerilla / Zelle
München * B. Doumeche, Aachen, Lehrsthul für Biotechnologie
* Basis Druck, Berlin * Bastian Ripper, Erzieher, Darmstadt * Beate
Flechtker * Beatrice Schlee, Freiburg * Bianca Miglioretto, Journalitisin,
Zürich * Brigitte Bosbach-Stenzer, München * Buergerinitiative
Asyl Regensburg * Bunte Antifa Reinheim * Bunte Hilfe Darmstadt * Bücherladen
König Kurt, Dresden * Bündnis gegen Rechts * Büren-Gruppe
Paderborn * Chile Komitee Saar * Chris Clune / Nastrovje Potsdam * Christian
Olt * Cintia Castro, (Agrupación de Ex Presos Políticos),
Argentina * Claudia Omoregie, Altenpflegerin, Mannheim * club alpha
60, Schwaebisch Hall * Colin McDonald, Volkswirt, Hamburg * Colombet
Nicolas , dijon, France * Contraste e.V., Monatszeitung für Selbstorganisation
* Cornelis Horlacher, Friedrichsdorf * Dritte Welt Haus, Frankfurt *
E. Gutiérrez Rodríguez, Hamburg * El Incontrolado * Elmar
Flamme, EDV-Leiter Stadtkrankenhaus Rüsselsheim * epileptic.recordings
* Erin Wiegand, Studentin, (SAHRDC), New Delhi, India *Erkan Kurukavak
* Ernst-Ludwig Iskenius, Refugio, Villingen-Schwenningen * Erol Akdag,
Bruxelles * fachschaft sozialarbeit, fh frankfurt * Fluchtpunkt Morbach/Hunsrück
* Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V. Berlin
* Frauengruppe CAMUR, Hannover * Gisela Penteker, Dr., Ärztin,
21784 Geversdorf * gruppe "freiheit für alle politischen gefangenen"
mannheim * Gruppe basis, Saarbruecken * gruppe holzklau * Hanna Pulaczewska,
Regensburg *Hans Branscheidt, medico international * Helgo Ollmann -
Vors. IG-Medien Remscheid/Solingen * Homa Arjomand (The international
Federation of Iranian Refugees-Canada) * IKM Komitee gegen Isolationshaft
Hamburg * infoladen und archiv, Frankfurt * infoladen, Wuppertal * Informationsstelle
Kurdistan e.V., Hamburg * Initiative "BürgerInnen beobachten
den BGS", Dortmund * Initiative gegen Abschiebehaft, Berlin * Internationaler
Antiexpo2000 Kontakt, München * Internationales Sekretariat der
CNT u. Syndicat de L'Industrie Informatique CNT-SII aus Frankreich *
Joachim Petzschmann, Ratingen * Jona Königes, Kaufungen * Julia
Wellnhofer * Jungdemokraten/Junge Linke Hessen/Berlin/Bundesverband
* Jutta Heppekausen, Dozentin Päd. Hochschule Freiburg * Kanak
Attak, Bundesweit * Karawane-Gruppe Halle (Antirassismus/Flüchtlingshilfe)
* Kein Friede, Frankfurt * Kocku von Stuckrad, Dr., Uni Bremen* Kommando
Luftschloss, Saarbrücken * Kommunikationszentrum Meuchefitz e.V.
* Kooperative Flüchtlingssolidarität Hannover * LaRadio, FrauenLesbenRadio,
Freiburg * Laurent d'Ursel, Bruxelles, Belgique * Linksruck * Lucero
Mendez * Lutter-Gruppe, Kommune auf der Burg, Lutter * Mag Wompel (LabourNet)
* Markus Pflüger, Referent für Friedensarbeit der AGF Trier
* Martin Schneider * Maryam Namazie, Executive Director International
Federation of Iranian Refugees (IFIR), London, England * Monika Berberich,
Frankfurt * Monika Pater, wiss. Mitarbeiterin, Hamburg * music for our
children * Oliver Pauls, Reinheim * Olivièr Flagèl Mantèl,
estudiant, Senta Gabèla, Occitània * OS/3 - Fraktion für
eine offene Stadt, Darmstadt * PDS-Dortmund * projekt archiv, oberhausen
* rave gegen rechts * Robert Schwarz, Wien * Rüstungs-Informationsbüro
Baden-Württemberg (RIB e.V.), Waldkirch * Sara Skinner * Sascha
Martinovic, Rheine * Sebastian Leber, AStA der Uni Hamburg * Sebastian
Ludwig, Berlin *Stefan Gantner, Bruchsal * Stephan Bülow, Weimar
* Stephan Dörner, Düsseldorf * Susanne Heeg, Hamburg, Wissenschaftliche
Assistentin * Susanne Maurer, Dr., Rottenburg * Sybille Weyrich-Wiglow,
(Flüchtlingsrat Ratingen) * Tamara Musfeld, Dr., Wissenschaftlerin,
TU Berlin * Tanja Scheiterbauer, Hamburg * Thomas Seibert, Dr., medico
international, Frankfurt * Tidi Tiedemann, Filmproduzent, Mainz * Titus
Stahl * trojan tv * Ulrike Zeilinger, Freiburg * Unabh. Jugendzentrum
Kornstrasse, Hannover * unterm durchschnitt * Uta Keppler, Regensburg
* Volker Löffler, Tübingen * wadi e. V., Frankfurt a. M. *
Wissenschaftlich-humanitäres Komitee, Regionalgruppe Ruhrgebiet
* YXK - Verband der StudentInnen aus Kurdistan e.V. * ZEGG Zentrum für
experimentelle Gesellschaftsgestaltung, Belzig * [agjg], sozialistische
Jugend in BaWü * Ülkü Güney * und viele weitere
Der Aufruf ist unter http://go.to/online-demo zu lesen. Weitere Unterschriften
bitte dort per Formular oder als eMail an yes2demo@yahoo.com übermitteln
- oder an die Online-Demo-Postadresse senden
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Was macht ein Elektro-Störer?
Ricardo Dominguez aus New York ist ein Pionier virtueller Aktionsformen.
Er erläutert Geschichte, Hintergründe und die Wirkung von
elektronischen Protestformen wie Virtual Sit-In und Onliner-Demonstration
Was, bitte schön, ist eine Online-Demonstration?
Eine Online-Demonstration ist eine Versammlung einer vernetzten Gemeinschaft
auf einer Website oder auch auf verschiedenen Seiten mit dem Ziel, durch
die kollektive Präsenz eine gewisse Störung zu verursachen.
Die Werkzeuge für Online-Demonstrationen oder virtuelle Sit-Ins
benutzen die Reload-Funktion auf dem Browser, um eine bestimmte Seite
immer und immer wieder aufzurufen und berücksichtigen dabei, wie
viele Menschen auf der Welt sich daran wie lange beteiligen. Das Neuladen
von Netzangeboten, gegen die protestiert wird, führt zu einer Verlangsamung
der Geschwindungkeit der Seite - je mehr Menschen sich der Demonstration
anschließen, desto langsamer wird die Seite geladen. Ganz ähnlich
wie ein klassisches Sit-in von Tausenden von Leuten, das ebenfalls die
Fortbewegung von Menschen verlangsamen würde. Das Sit-in zerstört
nichts und verletzt niemanden, aber es führt zu einem grossen Durcheinander,
weil die kollektive Präsenz der Protestierenden die tägliche
Routine durchbricht und einen politischen und symbolischen Raum eröffnet.
Das virtuelle Sit-in macht genau das gleiche auf der digitalen Ebene
- mit dem großen Unterschied, dass sich jeder, der irgendwo auf
der Welt über eine Internet-Verbindung verfügt, zur gleichen
Zeit beteiligen kann.
Hat sowas denn schon jemals funktioniert?
Ja. Im Jahr 1998 erzeugte das Electronic Disturbance Theater aus Solidarität
mit den Zapatisten in Chiapas starken symbolischen Druck auf die mexikanische
Regierung. Durch das öffentliche Interesse an dem virtuellen Sit-in
konnten die Forderungen der Zapatisten international bekanntgemacht
werden. 1999 gab es zwei wichtige online-Aktionen. Die Elektrohippies
aus Großbritannien machten eine größere Aktion gegen
das WTO-Treffen in Seattle. 500.000 Menschen auf der ganzen Welt nahmen
daran teil. Weitere Aktionen rund um die WTO und kürzlich gegen
die FTAA, die amerikanische Freihandelszone, folgten. Im Dezember 1999
kam es dann zum berühmten "Toywar", bei dem eine ganze
Reihe von Gruppen wie RTMark, The Thing und EDT eine kleine Netzkunstgruppe
namens etoy.com gegen den Internet-Spielzeughandel Etoys.com unterstützten.
Letzterer ist inzwischen pleite, hatte zuvor aber versucht, der Künstlergruppe
den Namen streitig zu machen. Am 15. Januar 2000 kapitulierte Etoys.com
und zog alle Klagen zurück.
Was charakterisiert oder bedingt den Erfolg von e-Protest? Ist hinsichtlich
der Effizienz ein Unterschied zwischen online-Aktivitäten und dem
festzustellen, was wir aus der Offline-Welt kennen?
Das, was bei Offline-Aktionen zählt, gilt auch für den e-Protest.
Wichtig ist die Information - wann, wo, wie und vor allem, warum eine
Aktion gemacht werden soll, so weit wie möglich zu verbreiten.
Die Werkzeuge müssen für möglichst viele Menschen zugänglich
sein und auf einer Reihe von Rechnern rund um die Welt liegen, damit
nicht ein enziger Server die ganze Aktion tragen muß. Am wichtigsten
ist, dass der e-Protest immer nur ein Element eines viel größeren
und langfristiger angelegten Protests sein kann. E-Protest ist ohne
Aktionen auf der Straße bedeutungslos. Und es muß natürlich
darauf geachtet werden, das Medieninteresse so zu steuern, dass die
Inhalte und Begründungen des Protests die dominierende Information
ist und nicht die Aktionsform und ob diese nun legal oder illegal ist,
ob es DoS (Denial of Service) ist, oder nicht... Jeder Aktivist sollte
die Inhalte bei jeder Präsentation in den Vordergrund stellen.
Die digitale Qualität des e-Protests ist eigentlich eine Nebensächlichkeit.
Ein »Hacktivist« ist ein Kunstwort, entstanden aus »Hacker«
und »Activist«. Wie wurdest Du Hacktivist und warum?
Ich war von 1987 bis 1995 Mitglied des Critical Art Ensemble und arbeitete
in dieser Zeit auch mit Act Up in Tallahassee. Die Idee des elektronischen
zivilen Ungehorsams entstand aus der Idee eines möglichen zukünftigen
Aktionsraumes. Ich versuchte, die Vorstellungen umzusetzen und begann,
die Technik zu erlernen. 1994 wurde ich Mitglied der New York Zapatistas
- für mich waren die Zapatisten der Dreh- und Angelpunkt dafür,
was elektronischer ziviler Ungehorsam bedeuten könnte. Nach dem
Massaker von Akteal am 22.12.1997, bei dem 45 Frauen und Kinder der
Zapatistas von mexikanischen Paramilitärs mit US-amerikanischen
Waffen ermordet worden waren, erhielten wir eine e-mail einer italienischen
Gruppe, die dazu aufrief, vier Stunden lang manuell die Websites der
mexikanischen Regierung abzufragen. So entstand das »Electronic
Disturbance Theater«. Danach starteten Brett Stallbaum und Carmin
Krasic das »Zapatista Floodnet«, das den Prozess automatisierte
und führten gemeinsam mit dem Theoretiker und Aktivisten Stefan
Wray eine ganze Reihe von virtuellen Sit-ins gegen die mexikanische
Regierung durch. Wir versuchten dabei, die Praxis und den theoretischen
Hintergrund des elektronischen zivilen Ungehorsams fortzuentwickeln:
Transparenz, die Verbindung von virtuellen Aktionen mit Straßenaktionen,
Gewaltlosigkeit, Open Source Codes und einfache Werkzeuge. Eine Minute
nach Mitternacht 1999 veröffentlichten wir das Disturbance Developers
Kit, mit dem jedeR e-Protest erzeugen kann - zu diesem Zeitpunkt hatten
die Medien begonnen, uns Hacktivists zu nennen. EDT hat sich diesen
Namen nie selbst gegeben, doch er blieb an uns haften und nun trägt
eine ganze Bewegung den Namen.
Manche Leute denken, dass das "Virtuelle" ein Ersatz für
die Realität ist, irgendwas irreales und deshalb schlimmes. Was
antwortest Du auf solche Vorhaltungen?
Ich glaube nicht, dass die eine Art von Aktivismus besser als die andere
ist. Wichtig ist doch, dass wir so viele Leute wie möglich in die
Arbeit mit einbeziehen. E-Protest kann dazu beitragen, unsere Aktionen
»glokal« zu machen, also zugleich global und lokal. Viele
Leute können sich auch an Straßenaktionen nicht beteiligen,
sei es, weil sie Familien haben, sei es, daß sie arbeiten müssen
oder einfach nicht genug Geld haben, um zur Demo zu fahren. Man darf
sie nicht links liegenlassen, weil sie sich nur an der Online-Aktion
beteiligen und nicht an der Straßenaktion. E-Protest ist nur ein
taktisches Mittel, dass wir unserem ganzen Haufen von anderen Mitteln
hinzufügen können, er ist aber keine Strategie. Ein Werkzeug
und nichts weiter.
Auf der anderen Seite scheint das Internet maßlos überschätzt.
Wie soll man da nicht Hoffnungen wecken, die dann nicht zu erfüllen
sind?
Also nochmal: E-Protest ist eine reine Taktik. Er wird die Probleme
nicht deshalb lösen, weil er im Internet stattfindet. Das Internet
ist weder der Weg nach Utopia noch in die Apokalypse und niemand sollte
seine gesamten Hoffnungen darauf setzen.
Die Lufthansa AG behauptet, ihre Rechner seien so stark und die
Aktivisten so schwach, dass die Aktion nicht mal einen sichtbaren oder
überhaupt nur bemerkbaren Effekt haben werde. Würdest Du Dir
dehalb Sorgen machen?
Nein, ganz und gar nicht. Es spielt keine Rolle, wie groß die
Rechner der AG sind - es ist sehr schwer, symbolische Aktionen zu stoppen,
wenn diese mit Medienarbeit und einer langfristigen Arbeit vor und nach
der Aktion einhergehen.
Die Online-Demo ist nur ein Fokus für die Gemeinschaft- es geht
nicht um zusammenbrechende Server. EDT ging auf die Webserver des Pentagons,
der Frankfurter Börse und der mexikanischen Regierung los - wir
haben nie Server zum Absturz gebracht - egal, wie groß die Mythen
um unsere Aktionen waren. Wir erzeugten viel Medienecho und Auseinandersetzung
um unser Thema, die Zapatisten. Und das war schließlich das Hauptziel
der ganzen Sache. Bei online-Aktionen geht es nicht um technische Effizienz
sondern um symbolische Wirksamkeit. Die Zapatisten haben schließlich
auch nicht mit Waffen gesiegt, sondern mit Worten, mit Poesie gegen
Waffen und mit Gesten, die über die Grenzen dessen hinausgehen,
was mit Technologie zu erreichen gewesen wäre.
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Lets go.to/online-demo * Links im Netz und andere Verknüpfungen
Die Bewegungsweise einer Information ist nicht identisch mit der Bewegungsweise
einer Auseinandersetzung. Ist das erste vielleicht auch eine Frage der
Menge und Geschwindigkeit, ist das zweite vor allem eine Frage der Tiefe
und praktischen Orientierung."
Vor Jahren plakatierte der inzwischen längst verblichene linksradikale
Mailboxverbund SpinnenNetz diesen Satz. Er hat seine Aussagekraft über
die Jahre nicht verloren. Im Gegenteil: Die Geschwindigkeit, mit der
uns Informationen über Ereignisse und Aktivitäten - der Linken,
mehr noch aber über die unterdrückerischen Maßnahmen
der verschiedensten Staatsapparate rund um den Globus - vorliegen, ist
realtime. Nahezu alles ist heute erfahrbar, soweit es elektronisch verfügbar
ist. Das hat unsere Wahrnehmungsweise verändert, nicht aber unbedingt
unsere Praxis. Wie nie zuvor entlarvt sich der Vorbehalt, es müßten
erst mehr Infos vorliegen, bevor etwas zu machen wäre. An schnellen
Meldungen mangelt es nicht, auch nicht an einer Fülle von Hintergrundinformationen.
Es ist alles da - es kommt aber immer noch darauf an, was wir aus den
Nachrichten machen. So ist Information nichts, wenn sich aus ihr keine
Konsequenzen ergeben. Und so sind es die Mühen realer Aktivität,
das Planen, Agitieren und Organisieren, aus denen alles entspringt.
Weltweiter Widerstand
Als Geisterfahrer auf der Datenautobahn fühlen wir uns nicht. Das
Internet hat sich längst als öffentlicher Raum etabliert.
Hier werden Geschäfte gemacht, Kriegspropaganda betrieben, Ideologie
produziert - wie in der wirklichen Welt auch. Ein öffentlicher,
aber kein freier Raum, wie die Straße nicht uns gehört, sondern
sie immer wieder erobert werden muss. Das Internet ist schon jetzt für
uns ein Medium der gegenseitigen Information, der Vernetzung von Aktions-
und Solidaritätsgruppen, der Verabredung zur gemeinsamer Praxis.
Mumia Abu Jamal, Chiapas, Seattle, Prag oder auch Porto Alegre stehen
als Namen und Orte für einen sich weltweit vernetzenden Widerstand,
der sich im virtuellen Raum verständigt, um real zu handeln. Mit
der ersten Online-Demo in Deutschland gehen wir einen Schritt weiter.
Im Internet kollektiv solidarisch handeln gegen staatlichen Rassismus
und Menschenmisshandlung, eröffnet, wie wir hoffen, neue Aktionsformen,
die auch zu ganz anderen Anlässen und anderen Zwecken zur Wirkung
kommen können. Denkbar sind ähnliche Proteste gegen Firmen,
die sich weigern, Zahlungen an NS-ZwangsarbeiterInnen zu entrichten
oder ihren Profit mit der Produktion von Überwachungs- und Repressionstechnologien
erwirtschaften. Auch wenn der online-Protest in seiner Materialität
nicht zu fassen ist, kann er durchaus handfeste Folgen haben. Trotz
der Symbolik bleibt der reale Ausgangspunkt die Teilnahme Vieler. Um
die Simulation einer Realität geht es dabei nicht, sondern den
virtuellen Raum mittels massenhaften und realen Protest zu nutzen -
um in die herrschenden Verhältnisse zu intervenieren. Und die sind
ebenfalls alles andere als virtuell. Die neuen Sitzblockaden
auf dem Datenhighway machen Sinn und können politische Wirkung
haben. Nur eins sind sie nicht: Ersatz für den Protest in der harten
Realität der herrschenden Verhältnisse. Wenn geglaubt wird,
dass der Mausklick im Internet die Anstrengung des offline-Aktivismus
ersetzt, wird die Form zum Inhalt und erliegt der gute Gedanke der Verblendung
der Simulationsindustrie.
Kein Mausklick macht satt, keine Internet-Blockade ersetzt die reale
Demontage der Herrschaft. »let's go.to/online-demo« ist
eine der Kampagnen von »Libertad!«. Eine andere versucht
Solidarität und Unterstützung mit dem Hungerstreikkampf der
politischen Gefangenen in der Türkei zu organisieren. Am 19. Dezember
wurden innerhalb weniger Stunden 31 Gefangene massakriert, als türkische
Militärs ihre eigenen Gefängnisse stürmten und hunderte
Gefangene in Isolationszellen verschleppten. Die Bilder rauchender Knäste
waren auf allen türkischen Kanälen online. Und der Hungerstreik
geht weiter - 22 Gefangene starben bislang. Das ist die Hardware...
Redaktion "So oder So"/Libertad!.
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Flüchtlinge gegen Residenzpflicht.
Die Busse kamen aus Hamburg und München, aus Jena und Iserlohn, aus
Karlsruhe und Wolfsburg. Die 4000 DemonstrantInnen, zum großen Teil
Flüchtlinge, protestierten am 19. Mai in Berlin gegen die sogenannte
»Residenzpflicht« - ein Gesetz, das ihnen das Verlassen zugewiesener
Landkreise verbietet. Wer dennoch reist, macht sich strafbar. Gleich tausendfach
wurde am 19. Mai dieses rassistische Sondergesetz gebrochen. Offen und
bewußt als Aktion zivilen Ungehorsams, hatten die afrikanische Selbstorganisation
Voice sowie die Brandenburger Flüchtlingsinitiative zu diesem Höhepunkt
im Kampf um »Freedom of Movement« aufgerufen. Die Kontakte
in unzählige Wohnheime, Flugblätter in über zehn Sprachen
und in erster Linie das überzeugende Auftreten vor allem afrikanischer
AktivistInnen bilden die Grundlagen einer sich ausweitenden Kampagne,
die in diesem Umfang und herkunftsländerübergreifend erstmals
von Flüchtlingen selbst initiiert wird. Ausführliche Audio-,
Video- und Bildberichte über den Anti-Residenzpflicht-Aktionstag
gibt es unter:
<http://www.umbruch-bildarchiv.de> und
<http://de.indymedia.org/2001/05/2280.html>
The Voice Africa Forum
Schillergäßchen 5, 07745 Jena
Tel.: 03641/665214,
email: THE_VOICE_Jena@gmx.de,
http://www.humanrights.de
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Wer nicht will, kommt nicht mit
Die Pilotenvereinigung Cockpit hat überraschend ihre Verbandspolitik
zum Thema Abschiebungen verändert. Hatte Cockpit bisher jede Verantwortung
der Piloten von sich gewiesen, so revidierte der Verband auf anhaltenden
Druck nun seine Position.
Verbandsjurist Klaus G. Meyer begründet die Abkehr von der bisherigen
Linie mit drohenden rechtlichen Konsequenzen für Flugkapitäne
im Falle der Verletzung oder gar Tötung eines Zwangspassagiers.
Der Pilot habe keine Befugnis, Abschiebungen durchzusetzen, sondern
müsse für die Sicherheit des Fluges und aller Passagiere sorgen.
Sei schon vor dem Flug erkennbar, dass Sicherheitsprobleme auftreten
könnten, müsse der Kapitän das »mildeste Mittel«
wählen und den Transport ablehnen. Meyer weist ausdrücklich
darauf hin, daß der Kapitän auch dann, wenn er die ihm zustehenden
Befugnisse an die Begleitbeamten delegiere, rechtlich verantwortlich
sei, wenn jemand zu Schaden komme. Im Prinzip gilt dies natürlich
auch für Charterflüge. Die Piloten von Chartermaschinen unterliegen
den gleichen rechtlichen Bedingungen wie Linienpiloten. Und da sich
die maßgeblichen Bestimmungen aus internationalem Recht und multilateralen
Abkommen ableiten, die nicht so einfach geändert werden können,
sollten gewaltsame Flugabschiebungen eigentlich bald der Vergangenheit
angehören.
Wie Abschiebung verhindern?
Für Menschen, die ihre Abschiebung verhindern wollen, eröffnen
sich damit neue Möglichkeiten. War es bisher notwendig, handfesten
Widerstand gegen eine Abschiebung zu leisten, mit dem Risiko, dabei
erheblich verletzt oder gar getötet zu werden, so genügt es
nach jüngsten Erfahrungen nunmehr zumeist, durch lautes Rufen oder
Fallenlassen die Aufmerksamkeit der Crew zu erreichen und dieser zu
signalisieren, dass der Flug zwangsweise erfolgt und die Abschiebung
Sicherheitsprobleme bereiten könnte. In vielen - aber nicht allen
- Fällen wurde die Abschiebung dann abgebrochen. Dem Kongolesen
Kadiata B. beispielsweise gelang dies fünfmal, er gilt seither
als »nichtabschiebbar« und wird geduldet. Vielen Menschen
gelang es, die Abschiebungen bei Zwischenlandungen zum Scheitern zu
bringen: sie stellten im Transitland Asylantrag oder weigerten sich,
den Anschlußflug anzutreten. Manchen gelang es sogar, nach einem
innereuropäischen Zubringerflug den Flughafen im Transitland unkontrolliert
zu verlassen. »kein mensch ist illegal« versucht nun, Menschen,
die von Abschiebung bedroht sind, über die Chance, eine Abschiebung
noch in letzter Sekunde zu verhindern, zu informieren. Informationsblätter
in mehreren Sprachen gibt es zum Ausdruck unter <htpp://ww.deportation-class.com/shop/shop.html>
Zivilklage gegen Lufthansa
Garantien gibt es dabei jedoch nicht. Die Piloten sind nicht an die
Empfehlungen ihres Pilotenverbandes gebunden und gerade bei kleineren
Charterfluggesellschaften mag oft ein ganz erhebliches finanzielles
Interesse im Spiel sein, welches Sicherheitsfragen in den Hintergrund
treten läßt. Aus diesem Grund macht die deportation.class-Kampagne
jetzt ernst und bereitet eine Klage gegen die Lufthansa AG auf Zahlung
von Schadensersatz an die Hinterbliebenen des auf einem Lufthansa-Flug
getöteten Aamir Ageeb vor. Auch in dem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren,
welches seit zwei Jahren bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft anhängig
ist, soll das schuldhafte Unterlassen des Flugkapitäns zur Sprache
gebracht werden.
Kasten:
Die Vereinigung Cockpit rät ihren Mitgliedern, sich nur noch an
Abschiebungen zu beteiligen, bei denen der Abschübling freiwillig
fliegt. Dies entspricht der Policy des Weltpilotenverbandes IFALPA,
der die Begriffe »willing to travel« bzw. »not willing
to travel« eingeführt hat. Die Freiwilligkeit kann schon
dann verneint werden, wenn der Abzuschiebende unter Zwangsanwendung
an Bord gebracht wird, also etwa gefesselt oder sediert (unter dem Einfluss
von Beruhigungsmitteln). Auch die Begleitung durch übermäßig
viele Polizeibeamte impliziert die Unfreiwilligkeit. Am sichersten lässt
sich die Freiwilligkeit dadurch ermitteln, dass man die Person befragt.
Fällt der Abschübling in die Kategorie »not willing
to travel«, sollte die Beförderung unter Hinweis auf das
rechtsstaatliche Verhältnismäßigkeitsprinzip verweigert
werden.
http://www.vcockpit.de
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Warum Tarom?
Neues Mitglied in der Deportation-Alliance: Die rumänische Tarom
führt Sammelabschiebungen durch
Achmed saß drei Wochen lang in Abschiebehaft in Kassel, bis er
an einem frühen Dienstag morgen wieder aus dem Gefängnis abgeholt
und die ganze Fahrt über mit auf dem Rücken gefesselten Händen
zum Flughafen nach Düsseldorf transportiert wurde. Dort sperrte
ihn der BGS in eine große Halle, in der bereits zwei Dutzend Menschen
warteten und in den nächsten Stunden weitere hinzukamen. Unter
den Eingesperrten befanden sich eine Familie und drei junge Männer
aus Rumänien, zwei Personen aus dem Libanon und etwa 50 Personen
türkischer Staatsangehörigkeit. Die meisten Leute waren, wie
er selbst, zuvor wegen fehlender Aufenthaltspapiere bereits seit Wochen
oder Monaten in Abschiebehaft. Es gab aber auch drei Familien mit kleinen
Kindern, die frühmorgens in ihren Wohnheimen regelrecht überfallen,
festgenommen und hier nach Düsseldorf gekarrt wurden.
Gegen 15.30 Uhr, als Achmed sich bereits seit über 5 Stunden in
der Halle befand, wurde das Tor geöffnet. Vom Ausgang der Halle
bis zur Tür eines großen Busses bildeten etwa 30 BGS-Beamte
ein Spalier. In einigen Metern Abstand waren weitere, mit Maschinengewehren
bewaffnete BGSler postiert. Die Botschaft war klar: Fluchtversuche sind
ohne Chance. Der Bus brachte die knapp 60 »Deportees« in
wenigen Minuten zu dem bereits wartenden Flugzeug, dort dasselbe Spiel
nochmals: eine Doppelreihe BGS, reichlich rassistische »Abschiedssprüche«,
bevor die »Deportees« im Flugzeug der rumänischen Airline
Tarom verschwinden.
Etwa zwei Stunden später am Flughafen in Bukarest müssen alle
aussteigen, unter massiver bewaffneter Begleitung rumänischer Polizisten
werden die türkischen Staatsangehörigen in eine große
Halle gesperrt, die Flüchtlinge aus Rumänien und dem Libanon
werden in andere Richtungen weggebracht. Mit einem weiteren Tarom-Flug
landen die abgeschobenen türkischen Staastangehörigen gegen
20 Uhr in Istanbul, wo für sie dann Verhöre und Befragungen
beginnen.
Jeden Dienstag findet eine solche Charterabschiebung von Düsseldorf
nach Bukarest und oft weiter nach Istanbul oder Beirut statt. Über
10.000 Menschen sind in den vergangenen zwei bis drei Jahren auf diese
Weise mit der rumänischen Fluglinie Tarom abgeschoben worden.
Neue Charter-Strategien
Der offizielle Report vom Mai 2000 formuliert es eindeutig: »Bei
Personen, die gewalttätigen Widerstand gegen ihre Abschiebung leisten,
sollen verstärkt Kleinstchartermaschinen (sog. Lear-Jets) und Sammelrückführungen
eingesetzt werden«. Die deutschen Innenminister beauftragten eigens
eine Arbeitsgruppe von Staatssekretären zur Erarbeitung von Vorschlägen
»zur Beseitigung von Rückführungsschwierigkeiten«.
Deren Empfehlung dürfte forciert haben, was die auf Abschiebungen
spezialisierten Stäbe des Bundesgrenzschutzes in Koblenz mit geradezu
krimineller Energie seit mehreren Jahren betreiben: kleine und größere
Gruppen »potentiell renitenter« Flüchtlinge und MigrantInnen
unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit aller Gewalt abzuschieben.
Hintergrund dieser veränderten Strategie sind die wachsenden Hindernisse,
mit denen die Profiabschieber spätestens seit dem Tod von Aamir
Ageeb zu kämpfen haben. Schon im Jahr 1999 war die Zahl der Abschiebungen
auf dem Flughafen Düsseldorf rasant gestiegen, von den 4355 Abgeschobenen
waren nach offizieller Statistik die meisten von privatem Sicherheitspersonal
»begleitet«. Dieser Entwicklung liegen in erster Linie die
Sammelabschie-bungen mit Tarom zugrunde. Bei wöchentlich 30 bis
80 »Deportees« müssen jährlich 2500 bis 3000 Abschiebungen
allein von Düsseldorf aus hochgerechnet werden: sicherlich der
größte und profitabelste Posten im Abschiebegeschäft
der Tarom. Zudem bemüht sich Tarom um weitere Abschiebever-einbarungen
mit deutschen Behörden; konkret war Ende 1999 Abschiebungen in
die D.R. Kongo im Gespräch.
Allround-Abschieber
Tarom bietet einen Allround-Abschiebeservice an, dem bezüglich
der wöchentlichen Dienstagsflüge ein spezieller Beförderungsvertrag
mit Nordrhein-Westfalen zugrunde liegt. Planung und Koordinierung der
Sammelrückführungen liegen zumindest teilweise bei der Bezirksregierung
Düsseldorf. Doch auch die BGS-Direktion Koblenz hat in der Antwort
auf eine Anfrage zumindest »Absprachen« mit der Fluggesellschaft
Tarom eingestanden. Der BGS hat sicherlich ein hohes Eigeninteresse
an dieser Zusammenarbeit. Denn nach der Übergabe am Flugzeug müssen
sich BGS-Beamte bei Sammelabschiebungen mit Tarom die Finger nicht mehr
schmutzig machen. Wie bereits 1999 öffentlich bekannt wurde, übernehmen
die Sicherheitsbegleiter der Tarom diesen Job, notfalls sogar unter
Einsatz von Elektroschockgeräten.
Deportation-Class Kampagne gegen Tarom?! Romanian Air Transport, kurz
Tarom, meldet enorme Wachstumszahlen. Mittlerweile werden jährlich
über eine Million Passagiere auf internationalen und inlän-dischen
Routen durch diese staatliche rumänische Fluggesellschaft befördert.
Doch weniger Schwarzmeertouristen als vielmehr Geschäftsreisende
hat Tarom im Visier, orientiert am seit 1990 stetig wachsenden Ost-West-Handel
mit dem »östlichen Wirtschaftszentrum Bukarest«. Im
letzten Jahr als 28. Mitglied in der Assoziation Europäischer Airlines
(AEA) aufgenommen, bemüht sich Tarom, ihr Schmuddelimage loszuwerden.
Tarom erhält EU-Gelder und kooperiert in Consulting-Programmen
mit Lufthansa. Bei ihrer Luftflotte aus mittlerweile 21 Flugzeugen setzt
sie auf Jets aus dem Westen. »Comfort, Safety and Style«
werden betont, und Vielflieger können »Smart Miles«-Vergünstigungen
erwarten. In ihrer Zeitschrift »Insight« zelebriert Tarom
den »Dialog« mit ihren Passagieren. Zwar ist als Kontakt
noch keine Email-Adresse angegeben, doch ein Webseiten existieren: http://tarom.digiro.net
als internationale homepage und http://www.tarom-online.de als Präsentation
für Deutschland. In Berlin, Frankfurt und Düsseldorf befinden
sich eigene Tarom-Büros, in München und Stuttgart Agenturen.
Die Dienstagscharter von Düsseldorf aus sind leicht berechenbar.
So bestehen mehrere Anknüpfungspunkte für den Versuch, dem
aufstrebenden Unternehmen Tarom mit einer Imagekampagne zu begenen,
wenn sie ihre Rolle in der Deportation-Alliance nicht überdenkt.
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Absehbarer Tod
Zwangsmassnahmen im Ausländerrecht forderten in der Schweiz das
zweite Todesopfer.
Es war Nacht. Samson Chukwu lag schlafend auf der Pritsche seiner Zelle
im «Centre d'application de la loi sur les mesures de contrainte».
So nennt man im Welschland die Ausschaffungsgefängnisse. Um zwei
Uhr stürmten zwei Polizisten die Zelle - Mitglieder der «unité
spéciale d'intervention», der für Geiselnahmen und
Antiterroreinsätze ausgebildeten Männer der Walliser Kantonspolizei.
Sie hatten den Auftrag, den 27jährigen Nigerianer nach Zürich
zu bringen. Dort wartete ein vom Bundesamt für Flüchtlinge
gechartertes Kleinflugzeug. Es flog am Morgen des 1. Mai nach Lagos
ab - mit zwei anderen Ausschaffungsgefangenen und vielen Polizisten,
aber ohne Samson Chukwu. Er war bereits tot. Was sich am 1. Mai 2001
zwischen zwei und drei Uhr in der Zelle des Ausschaffungsgefängnisses
in Granges abgespielt hat, lässt sich im Moment erst erahnen. Sicher
ist, dass die offizielle Version nicht zutreffen kann. «Der Insasse
widersetzte sich heftig», schrieb die Walliser Kantonspolizei
am 1. Mai ins Communiqué, um tags darauf bereits mitzuteilen,
dass an der Leiche keine Spuren von Gewalt sichtbar seien. Der Wahrheit
näher
Gezielte Gewaltorgien
kommt man, wenn man die Aussage des Kameruners Gilbert Kouam zu Rate
zieht, der im April 2000 im Zürcher Flughafengefängnis erlebt
hat, was vor einem Charterflug des BFF in den Ausschaffungszellen passiert.
Morgens um vier Uhr haben vier vermummte Kantonspolizisten der Einsatzgruppe
Diamant seine Zelle gestürmt. Die Beamten pressten ihn auf die
Pritsche, drückten ein Kissen auf seinen Mund, drehten ihm seine
Arme auf den Rücken, legten ihm Handschellen an und schleiften
ihn aus der Zelle. Der Arzt im Universitätsspital von Yaoundé
diagnostizierte tags darauf von Schlägen herrührende Hämatome
am Brustkorb und den Extremitäten, und eine offene Wunde am Kinn.
Gilberts in Zürich verbliebener Zellengenosse zog seine Rekurse
zurück und liess sich auf den nächsten Flieger nach Afrika
bringen. Die Gewaltorgien der Polizeischläger sind nicht ziellos.
Man will den Widerstand der Gefangenen, die sich bereits einmal einer
Ausschaffung widersetzt haben, gleich zu Beginn der Ausschaffung brechen.
Die Häftlinge müssen pünktlich für den Abflug der
Charter auf dem Flughafen sein, sonst sind die 200000 Franken, die das
Bundesamt für Flüchtlinge (BBF) in den Flug investiert, in
den Sand gesetzt. «Wenn Sie eine Ausschaffung Level 3 machen,
dürfen Sie nicht mit Gefühl operieren», hat der Chef
der Zürcher Flughafenpolizei 1999 im Fernsehen erklärt. Samson
Chukwu lag also auf der Pritsche, als die Walliser Rambos in seine Zelle
eindrangen. Sie überwältigten ihn, legten ihn auf den Bauch,
drehten ihm die Arme auf den Rücken, legten ihm Handschellen an.
Dann habe der Mann plötzlich nicht mehr reagiert, heisst es in
den Erklärungen der Walliser Behörden. Um 3 Uhr habe der herbeigerufene
Arzt nur noch den Tod des Nigerianers feststellen können. Woran
ist Samson Chukwu gestorben? Für die Fachleute auf der Rechtsmedizin
in Lausanne, die das medizinische Gutachten verfassen müssen, wird
eine Hypothese im Vordergrund stehen. «Positional Asphyxia»
oder «plötzlicher Gewahrsamstod». Walter Bär,
Professor des Rechtsmedizinischen Instituts der Universität Zürich,
hat in seinem Gutachten zum Tod von Khaled Abuzarifa bereits darauf
hingewiesen. «Unter dem Begriff 'positional asphyxia'» würden
«Todesfälle von Personen in Polizeigewahrsam beschrieben,
die nach starker Erregung und physischer und verbaler Gegenwehr von
den Polizeikräften zu Boden gezwungen worden waren und denen anschliessend
die Handgelenke mit den Fussgelenken auf der Körperrückseite
verknüpft worden und die in Bauchlage gebracht innerhalb von Minuten
verstorben sind».
Die Berner Polizeivorsteherin Dora Andres (FDP) weigert sich noch heute,
die Verantwortung für den Tod von Khaled Abuzarifa zu übernehmen.
Für das Bundesamt für Flüchtlinge hat Peter Gysling auf
Anfrage des Vorwärts erklärt, dass nach dem Tod von Samson
Chukwu noch nicht einmal diskutiert worden sei, ob Handlungsbedarf bestünde.
Chukwu sei ein Walliser Fall. Im übrigen warte man die Ergebnisse
der Autopsie ab. Wenn jemand tot vom Velo falle, müsse man auch
zuerst in Erfahrung bringen, weshalb er gestorben sei. Und so nimmt
der Reigen der Lügen und Vertuschungen wie im Fall von Khaled Abuzarifa
seinen Lauf. Während die Brüder von Samson Chukwu auf eine
Erlaubnis der Fremdenpolizei für ihre Einreise in die Schweiz warten,
dürfen die Walliser Behörden das Opfer als Drogendealer verunglimpfen
und wild über mögliche, für sie vorteilhafte Todesursachen
spekulieren. Dabei ist allen klar: Wenn man nicht versucht hätte,
Samson Chukwu mit einem Charterflugzeug nach Lagos zu deportieren, würde
der 27jährige Nigerianer heute noch leben. Nicht die beiden Beamten,
die ihn aus seiner Zelle schleifen wollten, haben Samson Chukwu tot
geschlagen. Die wirklichen Täter sitzen im Departement von Ruth
Metzler in Bern und in den Chefetagen der Justiz- und Polizeidepartemente
der Kantone. Angetrieben werden sie von einem kruden Rassismus. Denn
das, was Samson Chukwu, Gilbert Kouam und Khaled Abuzarifa in der Schweiz
widerfahren ist, würde kein Beamter, keine Regierungsrätin
und auch kein Bundesamtsdirektor auch nur im Traum einem weissen Schweizer
antun wollen.
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Logbuch
Was seit Oktober 2000 geschah
14.10.00
Die Lufthansa erwirkt eine einstweilige Verfügung gegen zwei Plakate
aus der Internetausstellung. Als Reaktion darauf beginnt eine weltweite
Spiegelungskampagne. Die inkriminerten Plakate befinden sich weiterhin
im Netz <http://www.kmii-koeln.de>
2.11.00
Der Gewerkschaftstag der ÖTV fordert die im Lufthansa-Aufsichtsrat
sitzenden ÖTV-Mitglieder auf, sich gegen Abschiebungen einzusetzen.
15.11.00
Proteste bei der Lufthansa-Bilanzpressekonferenz in Frankfurt/Main.
2. bis 22.12.00
Bundesweite Aktionstage mit Aktionen in Köln, Münster, München,
Hamburg und Frankfurt/Main.
8.2.01
Die Pilotenvereinigung Cockpit veröffentlicht ihre neue Verbandsrichtlinie:
zukünftig sollen sich die Piloten vergewissern, dass die Passagiere
freiwillig fliegen und grundsätzlich keine gefesselten, sedierten
oder mit einem hohen Polizeiaufgebot begleiteten Personen mitnehmen.
17.2.01
Eine "Professorin" nutzt die "Wetten Dass ..."-Show
in Göttingen, um vor einem Millionenpublikum gegen die Abschiebepraxis
der Lufthansa zu demonstrieren
2.3.01
JungdemokratInnen und der Berliner Flüchtlingsrat eröffnen
die Deportation.Class Lounge auf der ITB.
18.3.01
Günter Jauch, Uschi Glas und Boris Bekker reagieren humorlos auf
eine Bilderserie, die sie und andere Prominente als AbschiebegegnerInnen
zeigen. Die Bemühungen ihrer Anwälte, die Urheber der Bilder
zu finden, verlaufen jedoch im Sande.
1.4.01
Die amerikanische KünstlerInnengruppe RTmark veröffentlicht
den legendären deportation.class-Flyer in englischer Sprache auf
ihrer Website <http://www.RTMark.com/luft>. Auch in Spanien und
Lateinamerika taucht eine neue Version des Faltblattes auf.
7.4.01
Zum 75. Jahrestag der Aufnahme des Lufthansa-Flugbetriebes erscheint
ein Faltblatt, das sich mit der Rolle der Lufthansa im Nationalsozialismus
befaßt und die sofortige Entschädigung der Lufthansa-Zwangsarbeiter
fordert.
28.4.01
Auf auf dem Warschauer Flughafen und bei der Eröffnung des Lufthansa-Büros
in der Warschauer Innenstadt wird gegen die Deportation.Class der Lufthansa
sowie für die sofortige Entschä-digung der ehemaligen ZwangsarbeiterInnen
demonstriert.
26.5.01
Demonstration auf dem Flughafen Rhein-Main zum Gedenken an den vor zwei
Jahren getöteten Aamir Ageeb.
20.6.01
On- und Offline Aktionen während der Aktionärsversammlung
der Deutschen Lufthansa AG in Köln.
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Zelten für Bewegungsfreiheit
Freedom of movement ist die zentrale Forderung der No Border Camps in
Südspanien, Ostpolen und Slowenien Anfang Juli, bei den Aktionstagen
gegen den Weltwirtschaftsgipfel in Genua Mitte Juli und beim mittlerweile
vierten »kein mensch ist illegal«- Grenzcamp Ende Juli,
das dieses Mal rund um den Abschiebeflughafen bei Frankfurt am Main
stattfinden wird.
Grenzcamp im südspanischen Tarifa 2.-7.7.:
Die Straße von Gibraltar gilt seit Jahren als Massengrab der Festung
Europa. Denn Tausende von Flüchtlingen und MigrantInnen sind schon
ertrunken beim Versuch, von Marokko aus nach Europa zu gelangen, zumeist
mit kleinen Holzbooten, den pateras. Sie verloren ihr Leben
an einer militarisierten Seegrenze, an der die spanische Marine und
die Grenzpolizei alles dafür tun, um unerwünschte EinwanderInnen
abzufangen und gleich wieder auf den afrikanischen Kontinent zurückzuschieben.
Zwar benötigt auch Spanien mehr und mehr MigrantInnen zur Deckung
des Arbeitskräftebedarfs. Jedoch stehen der zeitlich begrenzten
Visaerteilung für solche Arbeitseinsätze sowie limitierten
Regula-risierungen von Illegalisierten, die schon längere Zeit
im Arbeitsmarkt integriert sind, immer rigidere Maßnahmen gegen
die illegale, unkontrollierte Migration gegenüber. Aufrüstung
der Grenzkontrollen, Abschiebungen und Abschiebegefängnisse gehören
mit dem Schengenbeitritt und der europäischen Vereinheitlichungung
der Migrationspolitik auch in Spanien zunehmend zum Alltag. Vor diesem
Hintergrund bereiten antirassistische Gruppen aus mehreren spanischen
Städten erstmals ein Grenzcamp vor, das einerseits die bessere
Vernetzung der Initiativen anstrebt und andererseits nicht zufällig
direkt am Brennpunkt der Jagd auf Einreisende, der Stadt Tarifa an der
Südspitze Spaniens, stattfindet. Neben Öffentlichkeitsaktionen,
die an die Bevölkerung gerichtet ist, die sich durchaus der von
Madrid aus geschürten Denunziationsstimmung widersetzt, sollen
auch Neuankömmlinge direkt unterstützt werden.
Grenzcamp in Bialystok/Krynki in Polen 5.-12.7.:
Bereits zum zweiten Mal laden Gruppen aus Polen zu einem Grenzcamp ein.
Nachdem vergangenes Jahr ein Pilotprojekt im Dreiländereck zur
Ukraine und der Slowakei stattfand, werden dieses Jahr die Zelte in
der Nähe von Bialystok an der weißrussischen Grenze aufgeschlagen.
Die Forderung nach Freizügigkeit richtet sich in erster Linie gegen
die migrationspolitischen Bedingungen, die Polen im Rahmen der anstehenden
EU-Mitgliedschaft zu erfüllen hat und insbesondere an dessen Ostgrenze
immer deutlicher zu spüren sind. Verschärfte Einreisebestimmungen
oder gar Visumspflicht zerstören nicht nur den regional sehr bedeutenden
grenzübergreifenden Kleinhandel. Das neue Grenzregime zerschneidet
auch gewachsene Verbindungen in traditionell multiethnisch geprägten
Regionen wie im Gebiet von Bialystok. Große Teile der dort lebenden
Bevölkerung sehen die mit EU-Geldern finanzierte Grenzaufrüstung
entsprechend kritisch. Der Vorbereitungskreis des polnischen noborder-camps
ist international zusammengesetzt: Gruppen aus Grodno und Minsk (Weißrußland),
aus Kiew (Ukraine) und Moskau beteiligen sich neben den polnischen Gruppen
an der Programmgestaltung.
Grenzcamp in Petisovci bei Lendava in Slowenien 4.-8.7.:
Die Vorverlagerung der Abschottung, den Druck, den die EU in Sachen
Grenzkontrollen auf Slowenien ausübt, thematisiert auch das »Open
borders summer camp«, das in unmittelbarer Nähe zur ungarischen
und kroatischen Grenze stattfinden wird. Schon in den vergangenen Monaten
wurden mehrere antirassistische Kundgebungen veranstaltet, die zumindest
auf die Medienberichterstattung Einfluß nehmen konnten, wenngleich
dies die zunehmend repressiven, staatlichen Vorgehensweisen gegenüber
Flüchtlingen und MigrantInnen nicht verändert hat. »Right
of global movement and universal citizenship« sind zentrale Forderungen,
die die slowenischen AktivistInnen gemeinsam mit Gruppen im benachbarten
Italien entwickelt haben. Ein transalpines Netzwerk zielt auf eine grenzfreie
Region zwischen Adria und Alpen, die Mobilisierung nach Genua spielt
insofern auf dem slowenischen Camp eine wichtige Rolle.
Aktionstage gegen den G-8-Gipfel in Genua 19.-23.7.:
Die Karawane aus Österreich wird zunächst im Camp in Slowenien
Station machen, um dann gemeinsam mit dortigen TeilnehmerInnen nach
Genua aufzubrechen. »Ein neues Gespenst geht um in Europa, das
der Illegalen, der MigrantInnen, der Flücht-linge...« So
beginnt der Aufruf italienischer AktivistInnen für den 19. bis
22.Juli nach Genua, wo den Mächtigen anläßlich des Weltwirtschafts(G-8)-Gipfels
ein heißer Empfang bereitet werden soll. Ein antirassistischer
Ansatz steht demnach im Mittelpunkt der Mobilisierung gegen dieses Symboltreffen
neoliberaler Politik, der Kampf gegen die Mauern der Festung Europa
wird in den Kontext antikapitalistischer Bewegung gerückt. Dementsprechend
beginnen die Aktionen am 19.Juli mit einem »Tag der MigrantInnen«.
Getragen wird diese Auftaktdemonstration einen Tag vor Gipfelbeginn
von MigrantInnencommunities aus Genua, mobilisiert wird zudem von den
»italienischen Sans Papiers«, die in den vergangenen Monaten
in einigen Städten beachtliche Erfolge in ihren Kämpfen für
Legalisierungen verbuchen konnten. Am 20. Juli starten frühmorgens
die Blockadeaktionen, die ausdrücklich die Verhinderung des G-8-Gipfels
zum Ziel haben. Eine zentrale Rolle wird hierbei den Gruppen zukommen,
die als sog. »Tute Bianche« behelmt, unter den weißen
Overalls gut ausgepolstert und mit LKW-Reifen gegen Polizeiketten vorgehend,
mittlerweile europaweit für Aufsehen gesorgt haben. Je nach Verlauf
dieser Blockaden wird sich der nächste Tag in Genua gestalten:
Fortsetzung der Blockaden und/oder Teilnahme an einer Großdemonstration,
zu der auch viele linke Parteien und Gewerkschaften aufrufen, und zu
der über 100.000 Menschen erwartet werden.
"kein mensch ist illegal"-Grenzcamp bei Frankfurt am Main
27.7.-5.8.:
Nach drei Camps gegen die Jagd auf Flüchtlinge und MigrantInnen
an der Grenze zu Polen und Tschechien, zielt das diesjährige Projekt
auf die »wichtigste Binnengrenze« der BRD: auf den Rhein-Main-Airport
als Abschiebeflughafen Nr. 1 sowie auf das dort eingerichtete Internierungslager.
Das Camp in Frankfurt will darüberhinaus rassistische Kontrollen
und Razzien in den Innenstädten thematisieren und die vorgeblich
multikulturelle Metropole im Hinblick auf die neuen migrationspolitische
Entwicklungen herausfordern. Programm und aktuelle Informationen unter:
<http://www.aktivgegenabschiebung.de>
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Innere Grenze
Vorläufiges Programm des Frankfurter Flughafen-Camps
Samstag, 28.7.01:
Auftakt und Begrüßung in der Region - Infostände und
Verteilung der Campzeitung, Sternfahrt (Autokorsi, Fahrraddemos) mit
Kundgebungen und mobilen Musikanlagen durch mehrere Städte und
über mehrere Routen in Frankfurts City.
Sonntag, 29.7.01:
Auftakt und Begrüßung im Flughafenterminal: »Musik
gegen Grenzen"- klassisches Konzert der Gruppe Lebenslaute sowie
weitere kulturelle und künstlerische Aktivitäten im Abfluggebäude:
Präsentation der Plakatausstellung gegen die Deportation-Class
vor dem Check-In der Lufthansa, Theater, Transparentwettbewerb. Informations-
und Diskussionsveranstaltung zum neuen Grenzregime, zu den Veränderungen
in der Asyl- und Migrationspolitik.
Montag, 30.7.01:
Aktionen für die sofortige Auszahlung der Entschädigungsgelder
an die ZwangsarbeiterInnen Abendveranstaltung: Präsentation der
Grenzcamps in Spanien, Polen und Slowenien, der Aktionstage gegen den
G-8-Gipfel in Genua und Diskussion über Stand und Perspektiven
des europäischen Vernetzungsprojektes »noborder«.
Mittwoch, 1.8.01:
Frankfurter City: Dezentrale Aktionen gegen rassistische Kontrollen,
gegen Razzien, gegen Überwachungskameras. Infostände, Widerstandsrallye
und »Spiele ohne Grenzen« in verschiedenen Stadtteilen.
Abends am Frankfurter Hauptbahnhof ein »Attack-Kontrollraum"-
Happening, Musik und Rave bis in die Nacht.
Donnerstag, 2.8.01:
Aktion gegen die Residenzpflicht.
Freitag, 3.8.01:
Vormittags im Kongreßzentrum am Flughafen: »Tod im Transit
- Menschenrechtsverletzungen an Flughäfen« - Internationales
Hearing gegen Internierung und Abschiebung Abends: Veranstaltung vom
Bündnis gegen Rechts/Leipzig .
Samstag, 4.8.01:
Großdemonstration gegen Internierung und Abschiebung, Kundgebung
im Flughafenterminal, Belagerung mit Knastbeben am Tor des Internierungslagers.
Abschlußfest.
Außerdem in Planung:
Workshops und Filme, Veranstaltung und Aktion gegen die Flughafenerweiterung
und zur Rolle des Flughafen für das rassistische Ausbeutungsgefälle;
Aktionen gegen Abschiebefluggesellschaften (Tarom, Air Algerie) und
Bundesgrenzschutz; Antifaschistische Aktionen und Veranstaltungen; Campradio,
Webjournal und vieles andere mehr.
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Kontakt:
kein mensch ist illegal
Post: kein mensch ist illegal
c/o Mietshäuser Syndikat
Adlerstr. 12
79098 Freiburg i. Br.
Telefax: 06181/184892
Telefon: 0172/8910825
e-mail: grenze@ibu.de
Web: http://www.contrast.org/borders/kein
libertad!
Post: Falkstr. 74
60487 Frankfurt/M.
Telefon: 069/79202750
Telefax: 069/79201774
e-mail: kampagne@libertad.de
Web: http://www.libertad.de
online-demo
Post: c/o Mehringhof
Gneisenaustr. 2a
10961 Berlin
Telefon: 0177/5029083
e-mail: online-demo@gmx.net
Web: http://go.to/online-demo
http://stop-depclass.scene.as
Spenden:
Libertad!
Konto-Nr.: 10215811
BLZ 50090100
Ökobank Frankfurt/Main
Stichwort: »Deportation-Business«
Material
Plakatausstellung
»Deportation.Class - gegen das Geschäft mit Abschiebungen«:
http://www.kmii-koeln.de
Kinospot
(Video und 35mm):
http://www.umbruch-bildarchiv.de
Zur Online-Demo
Plakate, Flyers & Postkarten, Aufkleber, Zeitungen, Buttons &Banners
yes2demo@yahoo.com - oder Formular auf der Homepage http://go.to/online-demo
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Diese Ausgabe der gemeinsamen Kampagnenzeitung von kein mensch ist illegal
und libertad! liegt der gesamten Auflage der taz bei.
Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes: H. Kopp, Metzgerstraße
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Auf alle Texte: No Copyright! Verbreitung und Vervielfältigung
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