frankfurt derepräsentieren
die geschichte von frankfurt.org


Link-F (aka frankfurt.org) ist ein Strukturprojekt. Unsere Mission: Netz[dienste|dinge] für linke Gruppen, Organisationen, Leute nutzbar zu machen (eMail, Mailinglisten, Domains, Webhosting, CMS, Zope). Immer wieder träumen wir davon, auch Anleitungen und Schulungen zu veranstalten, dafür fehlen uns aber Zeit und pädagogische Frustrationstoleranz.


Wegen unserer Mailboxwurzeln leisten wir uns ein Büro im Club Voltaire. Mailboxwurzeln? Es gab mal eine Zeit, vor einem Jahrzehnt oder länger, in der einige damit begannen, Computer als Textarbeits- und bald auch als Textaustauschgeräte zu nutzen (neben und trotz ihrer Sinnbildfunktion für Überwachung und Rationalisierung). In größeren Städten fanden sich erst Leute, dann Gruppen, die Rechner als Nachrichtensysteme - Mailboxen - zur Verfügung stellten. Und rhizomatisch (yip!) konstituierten sich aus diesen Knoten Netzwerke; ein Medium entstand, in dem Sendende und Empfangende technisch (!) die gleichen Möglichkeiten hatten. Zum ersten mal wirksam wurde das, als nach dem Supergau (1) in Tschernobyl in den Netzen bereits Strahlungsmeßwerte kursierten, als offizielle Medien noch ratlos verharmlosten. Durch kreative Aneignung von Technik hatte die Gegenöffentlichkeit, bisher mit Flugblättern und regionalen Alternativzeitungen ausgestattet, plötzlich einen informellen Multidevastator in den Händen, und der hiess weder BTX noch Internet.

»Link-F« hieß unsere Mailbox und zwar ab 1990. Andere hiessen Link-M, oder Link-S oder Link-Do, aber auch CL-HH oder IPN-B (keine Organisation ohne Distinktion), das ganze hiess »Computernetzwerk Linksysteme«. Eigentlich wollten wir »Links-F« usw. heißen, das hat uns aber die Zeitschrift, die Links hieß, verboten.

Die Einschränkung auf reine Textdaten ließ die Mailboxnetze neben dem aufkommenden WWW aber bald unscheinbar aussehen, die Egalität zwischen Sendenden & Empfangenden machte sie bei hierarchiegeprägten Organisationen (wie Gewerkschaften) unbeliebt, und den traditionellen Medien war das Ganze Virtuelle sowieso suspekt. Ein schaufensterartiges Repräsentationsmedium wie das WWW ist dieser Gesellschaft wahrscheinlich [angemessener | passender | zutreffender].

Unser Frust: Strukturprojekte sind undankbar und arbeitsintensiv. Leitungen, Bandbreite, Server kosten viel Kohle; ähnliche Netzdienste werden aber an jeder Ecke als Reklameträger verschenkt. Unsere Betreuungsperformance oszilliert zwischen ruppig und launisch. Unsere LieblingsnutzerInnen sind selbstständig und kompetent und drücken trotzdem ein wenig Kohle ab (siehe: Kosten). Dieses Ideal ist leider sehr selten.

Unser aktuelles Problem ist unser Name: Seit 1996 nutzen wir die Domain <frankfurt.org>, um Nichtregierungs- und Nichtprofitorganisationen eine leicht weitersagbare und leicht zu behaltende Adresse geben zu können. Nun beansprucht die Stadtverwaltung diese Domain, mit dem Anspruch, der Name »Frankfurt« gehöre ihnen; wir hingegen meinen: die Regierungsorganisation Stadtverwaltung hat unter <.org> nichts verloren. Im Augenblick steht noch ein BGH-Urteil zu der Sache aus, trotzdem wird von der Stadtregierung schon mal Druck aufgebaut. (Vielleicht passt dem Kämmerer ja auch unsere politische Ausrichtung nicht.)

Augenblicklich werden die Namensräume im Internet dem Markenrecht angepasst. Repräsentationsinteressen [von Konzernen etc.] gehen meist vor, [Städte als Marke], [exclusives Rechtsystem] [Verschmutzungsverbot] ...

Was früher einfach so ging, das nebeneinander Existieren gleicher Namen in verschiedenen Kontexten (<frankfurt.de> und <frankfurt.org>) wird heute als Namensanmaßung bewertet. Wahrscheinlich werden sich die Repräsentationsinteressen wieder einmal durchsetzen. Friss Deine Repräsentation, Horst Hemzal! Sollen sie doch am .org ersticken, Verknüpfung ist eh wichtiger und das Symbolische ist bei Lichte betrachtet eben auch nur symbolisch ...

Unser Termin: Wer was Virtuelles von uns will, besucht uns am besten in der Realwelt. Wir sind Montagabends im Club Voltaire, am 1. Monatsmontag ist unser Themenabend Technologie & Politik, am 4. Monatsmontag unser Vernetzungsabend. An den anderen Montagen klempnern wir an unseren Servern und Projekten rum, dann sind wir unleidlich.

Unser Tip: bestellt Euch das Förderabo des Frankfurter Infos, dann bekommt ihr ein reklamefreies eMailkonto (pop, imap, smtp, webmail) von uns obendrauf: <http: //www.frankfurt.org/info>.

notes

1) damals war Supergau noch kein PR-Begriff für das öffentliche Betragen des Chefs der Deutschen Bank

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Club Voltaire, kleine Hochstraße 5 (off Fressgass)

map vr

früher: link-f

im moment: www.frankfurt.org

schlimmstenfalls bald www.frankfurtinfo.org

klickt mal rein!