"ÖTE"KI-ben
Jenseits des anderen Ichs

die erste lesbisch-feministische Zeitschrift in der Türkei

Selbsteinschätzung, Ziele, Konzepte, Vorstellungen

An der Projektorganisation sind 10 - 20 Personen beteiligt, die ihren Namen nicht bekannt geben können, da sie als Staatsbeamtinnen oder Studentinnen sonst in Gefahr geraten.

Die Zeitschrift wird zweisprachig (englisch/ türkisch). Der Inhalt umfaßt feministische, lesbische, homosexuelle Artikel und Informationen. Lesben und heterosexuelle Feministinnen entwickeln ihre Gedanken zur Frauenpolitik und können darüber in Austausch treten.

"Öte"-ki ben beabsichtigt eine Politik aus Frauensicht, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen feministischen Lesbianismus und anderen Frauen herausarbeitet.

Die Zeitschrift soll

  • in der Türkei zu einem Mittel der Organisation von Lesben führen
  • Gruppen innerhalb der Städte besser verbinden
  • Tätigkeiten einer großen Gruppe, Treffen, akademische / theoretische Themen, Seminare, kulturelle Aktivitäten vorbereiten
  • Unterstützung und Solidarität für feministische Gruppen u. ä. gegen Gewalt, Druck und Diskriminierung, geben
  • nach außen zeigen, daß Lesbianismus auch von Lesben vertreten wird.
  • erarbeiten, das Lesbianismus nicht nur eine sexuelle Vorliebe ist sondern gleichzeitig eine politische Haltung
  • die Haltung ausdrücken, daß Lesbianismus und Feminismus zusammengehören
  • zeigen, daß Lesben nicht alleine sind und sich unterstützen
  • die Organisation von Lesben auf internationalen Veranstaltungen fördern
  • auf lange Sicht eine LesbenFrauen Kooperative schaffen

Die gegenwärtige Situation von Lesben in der Türkei und Gründe für dieses Zeitungsprojekt

Seit 1980 haben sich neue soziale Bewegungen (Umwelt-, Anti-Atom-, Frauenbewegung, homosexuelle Befreiung u.a.) in der Türkei gebildet. Diese sozialen Bewegungsaktivitäten sind sehr jung, und ihre bisherigen Schritte noch sehr klein.

Obwohl der Feminismus sich in der Türkei aus der traditionellen Linken befreit und schließlich etabliert hat, dauerte es bis heute, daß das Wort "lesbisch" entdeckt und ausgesprochen wurde. Viele Projekte (Zeitschriften Pazartesi, Eksik etek, ROZA, Ucan Süpürge u.ä.) deckten zwar antisexistische Politik auf, verfingen sich aber in Homophobie und Heterosexismus. Dies ist der wichtigste Punkt, weswegen "Öte"-ki ben in Kritik zu diesen Projekten steht.

Homosexuelle gelten als der "natürlichen Ordnung" entgegenstehend. Diese sogenannte "natürliche Ordnung" ist unserer Meinung nach ist die Sexualität einer politisch aufgezwungenen Ideologie. Im Kampf gegen Heteronormativität befinden wir uns in einer gegenwärtigen Ghettoisierung und einer Separation von der Mehrheit, die die Minderheit bestimmt und in falsche Richtungen weist. Homosexuelle kommen aus verschiedenen Schichten der Gesellschaft und bringen politische, kulturelle und soziale Unterschiede mit sich.

Wir denken, daß wir uns in einer antifaschistischen Haltung im Rahmen unseres Projekts von "Öte"-ki ben mit jeder Gruppe jeder Schicht der Gesellschaft vereinen können, ein gemeinsames Wir schaffen können, weil wir die ersten sind, die untergehen werden, wenn die Türkei in ihr rassistischen, rückständigen, militaristischen Abgrund stürzt. Auch wenn die "Opfer" Unterschiede aufweisen, werden die "Täter" dieselben sein.: Am Tag Mütter mit Schlagstock traktieren und nachts Gays, Transvestiten und Lesben jagen.

Wir sehen nichts außer den logischen Weg des gemeinsamen Kampfes, wenn die "Getretenen" einen gemeinsamen "Täter" haben. Innerhalb der in dieser Situation in unserem Land entstandene homosexuelle Befreiungsbewegung haben es Lesben im Gegensatz zu Gays in der Öffentlichkeit schwerer. Auch deshalb sind in der schwul-lesbischen Zeitschrift KAOS GL die Stimmen der Lesben gering oder tauchen gar nicht auf.

Dies hat uns die Notwendigkeit einer eigenen Vereinigung gezeigt, die wir uns selbst schaffen müssen. Diese Stimme ist eine lesbisch-feministische Stimme. Nicht die Neigung ist es, sondern die politischen Umstände sind schreiend. Dieser Schritt ist ein Schritt von Lesben, eine Basis lesbisch-feministischer Politik, der Wege öffnet.

In der Gesetzgebung der Türkei gibt es zwar keine Gesetze zur Homosexualität gibt, aber gäbe es eine, wäre es ungewiß, was mit uns geschehen würde. Vergessen wir nicht, daß es auf dieser Erde keinen versprochenen Platz gibt. In letzter Zeit vergeht kein Tag, daß nicht über Homosexuelle in den Medien etwas gebracht wird, zum Beispiel: "Lesbisch sein, ist Mode geworden". Wir müssen innerhalb einer Falle viele Fallen durchschreiten. "Sie" wissen, daß wir da sind, aber ignorieren uns, und wir wissen, daß sie es wissen, und versuchen weiter zu leben. Moden sind vergänglich und werden nie eine Lebenseinstellung werden. Der Autorität wird dann nicht widersprochen. Zwischen der herrschenden Ideologie bleibt sie stecken. Wenn wir wie kleine Kinder, die nichts sagen, ganz brav sind und eine kurzes Vergnügen erleben wollen, gibt uns das System Geschenke:

  • "Nimm deine Bar!",
  • "Da hast du deine Kinos!",
  • "Da hast du deine Pornografie!",
  • "Da hast du deine Schlafzimmer!"

Niemand soll dich stören, solange du folgst!! Wer mischt sich denn ein bei dir? Eine offene Doppelzüngigkeit!

Wir Homosexuellen sind unter Druck der Gesellschaft und des Staates. Die Männerherrschaft, die heterosexistische Ideologie macht Gewinn, indem sie uns mit Erlaubnis eröffnete Kinos, Bars, Pornografie anbietet, das ist eine Marktlücke. Dieses System kennt uns und hat an unserer Befreiung kein Interesse. Manche westeuropäischen Länder wollen die Homosexuellen in das System integrieren und kanalisieren, indem sie sie zum Beispiel heiraten lassen und Adoptionsrecht für Lesben gewähren..usw.

Diese Aussichten sehen auf den ersten Blick wie Freiheit aus, eigentlich sind es Ketten, die den belasteten Kampf für homosexuelle Befreiung erschweren. Wir werden nicht mit der Toleranz der Heterosexisten frei sein, wir werden trotz ihnen da sein. Da in der Türkei Männerherrschaft existiert, ist die Frau sowieso zweite und die Lesben sind dann zweimal die anderen, zweimal zweite. Deshalb kann keine politische oder gesellschaftliche Macht ein Wort über lesbisch feministische Politik verlieren.

Deshalb müssen lesbische Feministinnen sich unter dem Dach der "Öte"-ki ben (Jenseits des anderen Ichs) vereinen und ihre politische Meinung selbst äußern.

Denn:

Die neuen sozialen Bewegungen bleiben in der Falle des Sexismus!
Homosexualität ist keine sexuelle Neigung!
Die bisher gebildeten Gruppen haben die eigenen Bedürfnisse nicht genügend ausgesprochen!
In meiner Arbeitsgruppe will ich mich nicht nur einfach unterhalten!
Ich will nicht alleine sein und ich will nicht unglücklich sein!

Dieser Ruf ist der Ruf jeder Lesbe in der Türkei, wir sind in allen Schichten der Gesellschaft, wir haben genügend zu sagen, unser Weg ist weit.

Wir müssen uns endlich vereinen!

Solidarisch gewinnen wir an Stärke!

"Öte-ki ben" wird der Platz sein, dies alles zu beginnen!

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