Antisemitismus - das zentrale Element deutscher Ideologie



Die Thesen Goldhagens

Im folgenden sind die Thesen von Daniel Jonah Goldhagen bezüglich des Verhaltens der Deutschen im Nationalsozialismus kurz dargestellt. Er kommt dabei zu dem Schluss, dass die Deutschen dem eliminatorischen Antisemitismus der Nationalsozialisten gegenüber alles andere als abgeneigt waren, sich an der Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden gerne und freiwillig beteiligt haben.

Dabei muss selbstverständlich berücksichtigt werden, dass Antisemitismus und Judenhass in Deutschland eine lange Tradition haben, keineswegs also im Jahre 1933 vom Himmel gefallen sind. Vielmehr spielte der Antisemitismus eine tragende Rolle bei der Konstitution der deutschen Nation. Jüdinnen und Juden wurden als „Gegenrasse, als negative(s) Prinzip als solches“ gedacht, und es gehörte die „Judenfrage“, bei einem jüdischen Bevölkerungsanteil von gerade mal einem Prozent, zu der am meisten Diskutierten in den Deutschen Ländern. Zur Lösung dieses „Problems“ wurden schon in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts immer wieder eliminatorische Vorschläge hervorgebracht, bzw. es kam dort zu den heftigsten Pogromen, wo die Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung rechtlich verankert werden sollte. In keinem anderen Land war der Antisemitismus so verbreitet und so stark auf die Vernichtung abzielend, wie in Deutschland.

Antisemitismus im Nationalsozialismus

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten trat der Antisemitismus in den Dienst des Staates, wurde zum Leitprinzip staatlicher Politik erhoben. Dies brachte von Anfang an schwerwiegende Folgen für die Jüdinnen und Juden in Deutschland. So wurden zahlreiche strenge gesetzliche Maßnahmen zur Beschränkungen jüdischen Lebens erlassen, Jüdinnen und Juden wurden in sozial Tote verwandelt(118). Physische und verbale Attacken - teils spontaner, von gewöhnlichen Deutschen verübter, teils von staatlich organisierter Art, teils in den Städten, teils auf dem Land, wo jüdisches Leben oft noch schwerer gemacht wurde, da ihnen hier noch nicht einmal die Anonymität der Großstadt helfen konnte - gegen die Opfer des Antisemitismus nahmen massiv zu. Den endgültigen Ausschluss der Jüdinnen und Juden aus dem bürgerlichen Leben besiegelten die sogenannten Nürnberger Rassegesetze vom September 1935. In ihnen wurde genau festgeschrieben wer als „Jude“ oder „jüdischer Mischling“ zu gelten habe; die Zugehörigkeit zu Judentum oder deutschem Volk wurde rassisch definiert, was zur Folge hatte, dass Jüdinnen und Juden nun auch von staatlicher Seite die Möglichkeit der Assimilation genommen wurde. Die Trennung zwischen Juden und deutschem Volk war unüberwindlich.

Doch der vollständige Ausschluss der Jüdinnen und Juden aus dem gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben, die an ihnen verübte verbale und immer häufiger und heftiger auch physische Gewalt, der Raub ihre bürgerlichen Rechte und die Verweigerung jeglichen Schutzes stellt nur den Anfang der Verwirklichung der von Anfang an vorhandenen Pläne zur Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden dar. In dieser ersten Phase, die nach Goldhagen von 1933 bis zum Kriegsbeginn andauerte, wurden also radikale Maßnahmen ergriffen, um Juden zu sozial Toten zu machen und möglichst viele zur Flucht aus ihrer Heimat zu bewegen(492). Auch das Lagersystem diente zu dieser Zeit eher der Einschüchterung als der Tötung.

In der zweiten Phase, die vom Kriegsbeginn bis zum Überfall auf die Sowjetunion 1941 andauerte, lebten nach den Eroberungen Polens und Frankreichs nun mehr als zwei Millionen Jüdinnen und Juden im Einflussbereich der Deutschen, statt, wie bisher, nur einige hunderttausend. Dies eröffnete den Deutschen neue Möglichkeiten einer „Lösung“. Jüdinnen und Juden galten nun endgültig als vogelfrei, ihr Leben war nichts mehr Wert, es begannen die Deportationen in die Ghettos, viele wurden hierbei getötet oder starben aufgrund der erbärmlichen Verhältnisse in den Ghettos. Die Basis für die völlige Ausschaltung der Jüdinnen und Juden war geschaffen, doch das längst geplante Vernichtungsprogramm konnte noch nicht in die Tat umgesetzt werden, denn ein großer Teil der angeblichen „Brutstätte des Weltjudentums“ befand sich weiterhin außer deutscher Reichweite in der Sowjetunion (492).

Mit der Eroberung des stalinistischen Russland begann die dritte Phase der Verwirklichung des Vernichtungsprogramms. Nun hatten die Deutschen die Möglichkeit zur Realisierung der „Endlösung“, nun konnten sie mit der systematischen Ermordung aller Jüdinnen und Juden derer sie Habhaft werden konnten beginnen. Nun war klar, dass dies keine unerwünschten politischen oder militärischen Folgen für das Dritte Reich haben würde. Die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden war jetzt möglich und die Deutschen schritten umgehend zur Tat.

Besonders auffällig ist, dass die antijüdische Politik in allen drei Phasen die von den Umständen her und im Rahmen des Möglichen, jeweils weitestgehende eliminatorische Option verfolgte (493). Es führt ein grader Weg nach Auschwitz (497).Hitler hatte von Anfang an seine Absicht, die Jüdinnen und Juden zu vernichten, betont, das Projekt war da, lange geplant, nun, als der Völkermord möglich war, wurde er verwirklicht.

Auch wenn die Shoah von Hitler und der NS-Führung geplant und vorangetrieben wurde, zu verwirklichen war sie nur durch die Intensive und freiwillige Mitwirkung großer Teile der durch den allgegenwärtigen Antisemitismus motivierten Deutschen.

Die Behauptung, der Nationalsozialismus und sein zentrales Moment, die Shoah, seien den Deutschen mit diktatorischen Mitteln aufgezwungen worden, diese seien also quasi Hitlers und seiner Helfer erstes Opfer gewesen, ist grundfalsch. Die meisten Institutionen, wie Universitäten, medizinische Einrichtungen, Gerichte etc. kamen den Befehlen der nationalsozialistischen Führung zuvor, schlossen Jüdinnen und Juden aus oder trafen, im Fall der RichterInnen, oft jeglicher juristischer Grundlage entbehrende, harte Urteile gegen diese. In zahlreichen Dörfern wurden Tafeln aufgestellt, auf welchen vor Jüdinnen und Juden gewarnt, oder eben diesen mitgeteilt wurde, dass sie unerwünscht seien. Antisemitische Übergriffe gingen nach der Verabschiedung der sogenannten Rassegesetze zwar vorübergehend zurück - offensichtlich fühlten sich die Deutschen von ihrer Führung so gut vertreten, dass sie selbst nicht einzugreifen brauchten - doch 1938 flammte diese Bewegung der Strasse wieder heftigst auf und fand in der Reichspogromnacht am 9.November ihren vorläufigen Höhepunkt. Vorwiegend SA-Leute töteten annähernd hundert Juden, verschleppten 30.000 in Konzentrationslager, brannten Hunderte Synagogen nieder und zerstörten Tausende von „jüdischen“ Geschäften. Hunderttausende von ganz gewöhnlichen Deutschen wohnten diesen Ereignissen bei, spendeten Beifall und beteiligten sich selbst an den Zerstörungen, Plünderungen und Gewalttätigkeiten, ohne dass es einer offiziellen Aufforderung bedurft hätte. Am darauffolgenden Tag strömten wiederum Hunderttausende zu spontanen Freudenkundgebungen zusammen. Im sogenannte Sudetenland wütete der deutsche Mob gar so heftig, nahm „die spontane Gewalt- und Plünderungsorgie solche Ausmaße an, dass die NS-Gauleitung am 12.November einschreitet und dringend darauf hinweist, dass ‚Festnahmen aus politisch-polizeilichen Gründen und Beschlagnahme von Grundstücken, Wohn- und Geschäftsräumen, Mobiliar usw. allein in der Obliegenheit der Gestapo liegen’“

Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass ganz gewöhnliche Deutsche freiwillig und ohne Befehl „von oben“ Jüdinnen und Juden töteten, folterten, quälten. Goldhagen führt hierzu Polizeibataillone, die eben aus Freiwilligen, nicht aus Soldaten zusammengesetzt waren, vor allem das Polizeibataillon 101, an und beschreibt einzelne Taten, von denen hier nur eines der zahlreichen Beispiele erwähnt werden soll. Nachdem Mitglieder des Polizeibataillons 101 eine große Gruppe von Jüdinnen und Juden, töten sollten, geschah dies nicht nach Kriterien der Rationalität. Die Opfer wurden gequält, geschlagen, erniedrigt, gefoltert, teilweise schon auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte erschossen, bevor sich diese Szenen abspielten. Die Hinrichtungsstätte selbst bot ein unbeschreibliches Bild.... Die Juden wurden gezwungen, die Böschung herunter zu klettern und sich mit dem Gesicht nach unten hinzulegen. Die Hiwis standen mit ihren Gewehren in der Grube selbst. Jedes ihrer Opfer töteten sie durch einen Schuss in den Hinterkopf. Gruppe für Gruppe musste sich auf die blutenden Vorgänger mit ihren geborstenen Schädeln legen. Auf diese weise füllte sich die Grube allmählich. Die Hiwis waren inzwischen völlig betrunken - der Alkohol floss auch während des Mordeinsatzes - und konnten daher, selbst auf kurze Distanz, nicht mehr richtig zielen.... Viele Juden starben nicht durch die Kugeln. Da die Deutschen aber an jenem Tag selbst jenen verweigerten, die nach der ersten Salve noch lebten, mussten sich die nachfolgenden Juden nicht ‚nur’ auf blutige Körper legen; die Menschen wanden sich mitunter noch in Todeskrämpfen, ihre Schreie zeugten von unvorstellbarem Schmerz....(272f).

Deutsche beteiligten sich voller Eifer an der Suche nach versteckten Jüdinnen und Juden, meldeten Verdächtige, nahmen mit erschreckender Selbstverständlichkeit die Wohnungen und Besitzstände der Deportierten und Getöteten in Beschlag und berichteten, sofern sie die Möglichkeit hatten, sich an Pogromen und beteiligen, voller Stolz von ihren Taten. Briefe, die Soldaten nach Hause schickten, waren oft gespickt mit genauen Beschreibungen ihrer, im Namen des Volkes verübten „Heldentaten“. Die Deutschen fanden Genugtuung an ihren Taten, empfanden Freude, wenn ein Jude aufgegriffen wurde, den man umlegen konnte (529), sie erniedrigten tagtäglich ihre Opfer, die sie nicht als Menschen ansahen, feierten ihre mörderischen Heldentaten, hielten sie gar photographisch fest. Exekutionen mussten nicht befohlen werden, immer fanden sich genug Freiwillige. Die Deutschen traten den Jüdinnen und Juden also nicht als normale Henker gegenüber, sie quälten und terrorisierten sie, soweit sich die Möglichkeit dazu hatten. Und diese wurde ihnen vom nationalsozialistischen Regime gegeben.

Die aus dem auf rassistischen Anschauungen basierenden Antisemitismus der Deutschen hervorgehenden Taten, konnten keiner Deutschen unbekannt bleiben. Der Führer predigte seine Vorstellungen von der Vernichtung der Jüdinnen und Juden seit jeher offen, nachdrücklich und voller Leidenschaft, von Hitler bis zum kleinsten Funktionsträger hinunter waren die Täter unverhohlen stolz auf ihrer Taten und Leistungen; in den dreißiger Jahren geschah alles, was sie taten, in aller Öffentlichkeit und mit allgemeiner Zustimmung des Volkes (501) und Soldaten berichteten in Briefen oder nach ihrer Rückkehr von ihren Taten, die jedeR mitbekommen sollte. Auch die Deportationen der Jüdinnen und Juden aus der Nachbarschaft sowie deren ausbleibende Rückkehr sollte nachdenklich stimmen. Daher kann es nur einen Schluss geben: Die Deutschen haben von der Vernichtung gewusst.

Auch zeigen diese Beispiele, dass sich die Deutschen dem Schicksal der Jüdinnen und Juden gegenüber keineswegs, wie häufig dargestellt, teilnahmslos verheilten, sondern sich, direkt oder indirekt an der Shoah beteiligten. Sie waren sowohl mit der antisemitischen Grundhaltung als auch mit dem eliminatorischen Programm prinzipiell einverstanden (156).

Anhand des freiwilligen Beteiligung der Deutschen, verwundert es nicht, dass Widerstand gegen den Nationalsozialismus als solchen wenig, Widerstand gegen die Shoah fast gar nicht stattfand.

Nur einzelne Aspekte der nationalsozialistischen Politik stießen in der Bevölkerung immer wieder auf heftige Kritik. So setzten sich zahlreiche Deutsche für das Wohlergehen polnischer und anderer nicht-jüdischer ZwangsarbeiterInnen ein, „das sind doch auch nur Menschen“, wenn auch als den Deutschen unterlegen betrachtete, lautete eine oft gehörte regimekritische Bemerkung. Angriffe der NSDAP auf das Christentum, wie die Entfernung der Kruzifixe aus den Klassenzimmern lösten Aufschreie des Entsetzens aus, welche die Staatsführung nicht selten zum Rückzug bewog. Auch die Industriearbeiter brachten immer wieder ihr Missfallen über die Indoktrinationsversuche und insbesondere den nationalsozialistischen Wirtschaftskurs zum Ausdruck. Oftmals in der Form von Streiks.... Dabei handelte es sich um offene Proteste gegen eine Politik des Regimes, die die Arbeiter für unfair hielten - und in vielen Fällen erfüllte das Regime daraufhin ihre Forderungen (150). Das sogenannte Euthanasieprogramm - auch T4 genannt - löste den bekanntesten Protest aus. Hier töteten Ärzte mehr als 70.000 Menschen, denen sie Geistes- oder Erbkrankheiten attestierten und infolge dessen als „lebensunwertes Leben“ betrachteten. Der offen und öffentlich geäußerte Protest bewirkte auch hier, dass das Programm vorläufig eingestellt und später nur heimlich wieder aufgenommen wurde.

Es gab also die Möglichkeit gegen die Politik der NSDAP zu protestieren, keiner der Kritik äußernden Deutschen hatte dadurch irgendwelche Nachteile zu erleiden, genauso wenig übrigens Soldaten und Mitglieder der Polizeibataillone, die sich nicht am Quälen der Jüdinnen und Juden beteiligen wollten.

Die zahlreichen Widerstandshandlungen gegen einzelne Aspekte der nationalsozialistischen Politik können nach Goldhagen aber keinesfalls als generelle Opposition gegen das Regime an sich ausgelegt werden. Kritik gegen das NS-System als solches und sein Hauptziel, ein „rassisch“ gesäubertes und militarisiertes wiedererstarktes Deutschland sowie gegen seine weltanschauliche Grundlagen wurde nicht geäußert.

Kritik am rassistisch motivierten Antisemitismus gab es ebenfalls nicht. Es existierte im nationalsozialistischen Deutschland kein abweichendes, freundliches Bild von Jüdinnen und Juden, das den, in Deutschland auf eine lange Tradition zurückgreifenden antisemitischen Wahnvorstellungen von Schlechtigkeit und Allmacht dieser, fundamental widersprochen hätte, auch im Widerstand nicht. Auch hier wurde der grundsätzliche Unterschied zwischen Deutschen und Jüdinnen und Juden betont. Proteste gab es, wenn überhaupt, lediglich gegen die Art und Weise der Durchführung des eliminatorischen Programms. Der „jüdische Einfluss“, der in ganz Deutschland unbestritten war, sollte lediglich mit anderen, weniger brutalen und radikalen Mitteln beseitigt werden. Einwände gegen die Verfolgung waren pragmatischer, ethischer Art, basierten auf moralischen Hemmungen oder persönlichen Kontakten zu potentiellen Opfern. Bisweilen dienten auch die Angst vor jüdischer Rache oder die, um das Ansehen Deutschlands im Ausland als Grund zur Mahnung, andere Wege zur Beseitigung der Jüdinnen und Juden zu suchen. Die Kritik an der Verfolgung galt Nebensächlichkeiten, an den zentralen Auffassungen, dem eliminatorischen Antisemitismus und seiner praktischen Konsequenz..... wurde nicht gerüttelt (155).

Seid anständige, gemäßigte, geistige und ethische Antisemiten, beseitigt die Juden aber tötet sie nicht; So lautete ausgesprochen oder stillschweigend die Maxime fast aller dieser nicht sehr zahlreichen Einsprüche, die Deutsche gegen den systematischen Mord ihrer Landsleute an den Juden erhoben. (505)

In der Reichspogromnacht hätten die Deutschen die Möglichkeit gehabt, sich mit den Jüdinnen und Juden zu solidarisieren, zumindest das Wort zu erheben, gegen Mord, Brandschatzung, Deportation und Zerstörung. Doch das Gegenteil war der Fall. Viele Menschen kamen zusammen, um die brennenden Synagogen zu betrachten, den SA-Männern Beifall zu zollen für ihre Taten oder gar selbst mit Hand anzulegen. Kein Verhalten, das von sonderlicher Abneigung zeugt. Den Tätern wurde symbolisiert, dass die „Volksgemeinschaft“ fest hinter ihnen steht, ihre Taten begrüßt und mit ihnen sympathisiert. Hätten tatsächlich einige Deutsche dieses Ereignis rundweg abgelehnt, ist, da es gegen andere Aspekte nationalsozialistischer Politik Widerstandshandlungen gab, davon auszugehen, dass diese auch hier zumindest ihr Missfallen geäußert hätten.

Zusammenfassend ist also zu sagen, dass die Symbiose zwischen Volk und Führung in Deutschland während der Nationalsozialismus sehr groß war, dass es ganz gewöhnliche Deutsche waren, die Jüdinnen und Juden quälten und töteten, und dass ihr Motiv hierzu der eliminatorische, in der Rassenlehre gründende Antisemitismus war. Die nationalsozialistische Führung hatte keinerlei Probleme damit, den in Deutschland herrschenden latenten Antisemitismus zu aktivieren und die Deutschen für ihr Vernichtungsprogramm zu begeistern. Die Shoah ist kein Unfall in der Geschichte und es handelt sich nicht um einen Zufall, dass sie sich ausgerechnet in Deutschland abspielte, da der Antisemitismus nirgendwo so verbreitet war, dass er im Kontext dieser Kultur ein Axiom darstellte; nirgendwo war er so unlösbar mit der Rassenlehre verknüpft; nirgendwo gründete er sich auf ein so böswilliges Bild der Juden, das diese als gleichsam tödliche Bedrohung für das eigene Volk erscheinen ließ; nirgendwo hatte er so mörderische Züge angenommen und bereits im neunzehnten Jahrhundert immer wieder zur Vernichtung der Juden aufgerufen und die eliminatorische Konsequenz offenbart, die in Deutschland vorherrschend war (490f).

Carroll Lewis