Zeitung der sinistra! Radikale Linke (Wahlausgabe Januar 1998)

Editorial

Die Zeit der Wahlen ist angebrochen, und wir nehmen die Gelegenheit zum Anlaß, im demokratischen Prozedere dem Wahlvolk unsere dürftigen Elaborate unterzujubeln. Das Buhlen um die Gunst der Wählerin - abstrakt artikuliert im „Wir setzen uns für Euch ein“ - können wir nicht ganz so ernstnehmen. Ebensowenig die Rituale von Denunziation und Beschimpfung, die zum guten Ton des demokratischen Wettbewerbs zu gehören scheinen.

Und doch brechen auch wir in hektische Aktivität aus, produzieren Texte, richten eine gut besuchte Party aus, gestalten ein erstaunlich helles Plakat und auch ein paar weniger mißlungene. Dabei mag es Einigen merkwürdig erscheinen, daß eine an die Tradition der außerparlamentarischen Linken anknüpfende Gruppe ein Plätzchen im Parlament ergattern möchte. Aber das ist uns egal; wir sind da gar nicht dogmatisch. Wo die Pfründe winken, sind wir nicht weit. Die Mittel wollen wir nämlich nutzen, um „in der Praxis jedoch umso klarer einen ideologisch verbohrten Klassenkampf zu kultivieren“ (der RCDS in der AStA-Zeitung).

Diese Wahlausgabe unserer Zeitung versammelt einige Texte zu Themen, die wir in der im Sommersemester erscheinenden „richtigen“ sinistra!-Zeitung ausführlicher behandeln wollen. Insbesondere der Komplex Subkultur/Subversion beschäftigt uns derzeit. Bislang sind dazu zwei Texte entstanden, „Party Politics“ und „Diskursordnung und Strategien der Verwüstung“. Beide Texte formulieren Thesen, die wir noch heftig diskutieren werden. Insbesondere das Konzept der „Kommunikationsguerilla“ harrt einer ausführlicheren Würdigung.

Die Internet-Euphorie der letzten Jahre bewog uns, auch dazu etwas zu schreiben. Außerdem motivierte uns eine sehr intelligente Presseerklärung unserer AStA-Vorsitzenden zu einer kleinen Polemik.

Für die Ausgabe des Sommersemesters sind außerdem folgende (und viele weitere) Themen in Vorbereitung:

Eine Geschichte des Weather Underground, der militanten Fraktion des amerikanischen SDS; ein Artikel über den Fußball (dabei speziell das „Wunder von Bern“) als Medium eines neuen Nationalbewußtseins nach dem Zweiten Weltkrieg; eventuell ein Text über die Formierung eines bürgerlichen Selbstbewußtseins in der deutschen Aufklärung am Beispiel Adolph Freiherr von Knigges; ein Interview mit einem Vertreter der türkischen Linken.

Inhalt:

1) Zwei Propagandatexte aus dem UniReport

2) Party Politics: Subkultur und Subversion

3) Der Streik ist aus - wir geh'n nach Haus'

4) http://www.rz.uni-frankfurt.de/~teckentr“

5) Dokumentation eines Flugblatts aus Mannheim

6) Schönen Dank auch!

7) Diskursordnung und Strategien der Verwüstung

8) Impressum