I.G. Farben verschleppt Auflösung weiter

Zwangsarbeiter kündigen Proteste zur Hauptversammlung an

Vier Monate zu spät will die I.G. Farben AG „in Auflösung“ am 18. Dezember in Frankfurt am Main ihre diesjährige Hauptversammlung abhalten. Die seit mehr als 50 Jahren fällige Liquidierung der Firma steht jedoch weiterhin nicht auf der Tagesordnung. Überlebende Zwangsarbeiter, Kritische Aktionäre und zahlreiche antifaschistische Organisationen kündigen deshalb Proteste gegen das Aktionärstreffen an, das erneut in der Stadthalle des Frankfurter Vororts Bergen-Enkheim abgehalten wird.

Wir sind überrascht und empört, dass die Liquidatoren die Auflösung der I.G. Farben immer noch verschleppen“, entrüstet sich Peter Gingold, Sprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). „Das Restvermögen der I.G. Farben gehört den überlebenden Zwangsarbeitern und muß sofort ausgezahlt werden“, fordert auch die Vorsitzende des Auschwitz-Komitees Esther Bejarano.

In die bundesweite Entschädigungsstiftung hat die Firma nicht eingezahlt und verweigert dies auch für die Zukunft. Eine eigene Stiftung der I.G. Farben wurde zwar kürzlich gegründet, ist aber von der Auszahlung erster Gelder offenbar noch weit entfernt.

Der seinerzeit weltgrößte Chemiekonzern I.G. Farben hatte während der Naziherrschaft zehntausende Zwangsarbeiter für sich schuften lassen und Tausende „durch Arbeit vernichtet“. Nach dem Zweiten Weltkrieg zerschlugen die Alliierten das Unternehmen, wodurch BASF, Bayer, Hoechst und einige kleinere Firmen entstanden. Die Liquidationsgesellschaft „I.G. Farben i.A.“ sollte die Gläubiger und Zwangsarbeiter des einstigen Weltkonzerns ausbezahlen und sich dann auflösen. Dies haben die Vorstände und Aufsichtsräte der Firma jedoch seit über einem halben Jahrhundert verhindert – und werden dafür gut bezahlt.

Demonstration gegen die I.G. Farben Aktionärsversammlung:

Mittwoch, 18. Dezember 2002, ab 8:00 Uhr

Frankfurt am Main

Stadthalle Bergen-Enkheim

Marktstraße 15