"Zeugen aus der Todeszone. Das jüdische Sonderkommando in Auschwitz"




Das im zuKlampen-Verlag neu erschienene Buch "Zeugen aus der Todeszone" von Eric Friedler, Barbara Siebert und Andreas Kilian ist die erste Gesamtdarstellung der Geschichte der jüdischen Sonderkommandos im größten nationalsozialistischen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und eine eindringliche Dokumentation über das Innenleben der Todesfabrik.

"Das ist eine Krankheit ohne Namen", sagt Shlomo Venezia. In seinen Träumen sieht er seit fast 60 Jahren die verzweifelten Gesichter der Opfer auf dem Weg in den Tod, die entstellten Gesichter und gewundenen Körper der Ermordeten in der Gaskammer und hört die erschütternden Todesschreie der Sterbenden. Venezia gehört zu den vermutlich 25 letzten der ehemals 110 Überlebenden von etwa 2500 Häftlingen aller jüdischen Sonderkommandos im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

In den Gaskammern von Auschwitz ermordete die SS zwischen 1941 und 1945 hunderttausende Menschen. In Gang halten mussten die "Todesfabrik" jedoch hilflose Arbeitssklaven: die jüdischen Häftlinge des Sonderkommandos. Sie waren neben den Tätern und Ermordeten gezwungenermaßen die einzigen Augenzeugen der Vorgänge in den Vernichtungsanlagen. Die SS zwang sie, den Opfern beim Auskleiden zu helfen und auf diese beruhigend einzuwirken. Sie mussten nach der Vergasung die Leichen aus den Gaskammern zerren, sie nach Wertsachen untersuchen und ihnen das lange Kopfhaar abschneiden sowie die "ausgewerteten" Körper verbrennen. Wer sich weigerte, wurde ermordet. Doch als "Geheimnisträger" lebten die Sonderkommando-Häftlinge letztlich nur so lange, wie ihre Arbeitskraft von der SS mißbraucht werden konnte.

Die letzten Zeugen aus dem Inferno der Vernichtung überlebten wie durch ein Wunder. In seiner Lesung aus der neuerschienenen Monographie "Zeugen aus der Todeszone" wird Andreas Kilian am Dienstag, den 21. Januar 2003 um 19:00 Uhr in der Ton- und Bildstelle e.V., Rechneigraben 10 (Nähe Konstablerwache, gegenüber vom Arbeitsamt), Einblicke in die Überlebenssituation der isolierten Häftlingsgruppe des sogenannten Sonderkommandos bieten sowie auf die Widerstandsaktivitäten im Zentrum der "Todesfabrik" Auschwitz-Birkenau eingehen. Es besteht ferner die Möglichkeit, eine 16-minütige Kurzfassung des Dokumentarfilms "Sklaven der Gas-kammer" von Eric Friedler (ARD, 2001) zu sehen. Diese Produktion, bei der Andreas Kilian die wissenschaftliche Beratung geleistet hat, ist die erste Filmdokumentation, welche ausschließlich die Geschichte des jüdischen Sonderkommandos in Auschwitz zum Thema hat und bietet sich als sinnvolle Ergänzung zur Le-sung und als weiterer Zugang zur Vermittlung dieser grausamen Thematik an.

Andreas Kilian, geboren 1974, ist Historiker und Co-Autor der vorgestellten Monographie, die mit Barbara Siebert und Eric Friedler im zuKlampen-Verlag erschienen ist. Er war Freiwilliger der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste in Auschwitz, ist Mitglied der Lagergemeinschaft Auschwitz/ Freundeskreis der Auschwitzer e.V. und arbeitet gegenwärtig als freier Mitarbeiter für die Claims Conference Zwangsarbeiter-Fonds.