"Ich will doch was tun"

Rund 3000 Menschen demonstrierten vor dem US-Konsulat gegen einen Irak-Krieg

Rund 3000 Menschen haben am Montag für Frieden und gegen einen Irak-Krieg demonstriert. Ohne dass es zu Zwischenfällen kam, zogen sie von der Alten Oper zum US-Konsulat in der Siesmayerstraße.

Von Stephan Loichinger

Kurz nach 16.30 Uhr begann UN-Waffeninspektor Hans Blix in New York vor dem Weltsicherheitsrat mit seinem Bericht über die bisherige Arbeit der Inspektoren in Irak. Fast zur gleichen Zeit, um 17 Uhr, setzten sich, so schätzte die Polizei später, an die 3000 Menschen vom Platz vor der Alten Oper aus in Marsch in Richtung US-Konsulat.

Zur Kundgebung aufgerufen hatte das Frankfurter Bündnis gegen den Krieg. Gekommen waren Vertreter und Sympathisanten der SPD, Grünen, DKP, PDS oder IG Metall. Alte und Junge marschierten, diskutierten untereinander, machten Lärm mit Trillerpfeifen oder hielten schweigend Plakate in die Höhe: "Ami Go Home in Your Criminal Country", "Give Peace a Chance", "Nato - Stop your Massacres" (mit SS-Runen) oder mit dem Antlitz von Che Guevara darauf.

Auf dem Plakat eines 60-jährigen Herrn stand "Kein Krieg für Öl!". Die von den USA für den Angriff auf Irak vorgegebenen Gründe seien "reine Heuchelei", sagte er. Zum ersten Mal mache er bei einer Demo mit: Einen Krieg verhindere die Kundgebung wohl nicht, aber "vielleicht werden Entscheidungsträger, Kirchen und Intellektuelle davon beeinflusst". Wer jetzt still halte, obwohl er keinen Krieg wolle, handele wie die Deutschen vor 1933, die vor der Gefahr Hitlers die Augen verschlossen.

Ebenfalls zum ersten Mal demonstrierte die 17-jährige Katinka aus Lorsbach. Sie marschierte mit zwei Freundinnen mit. Sie glaube, dass der Krieg nicht mehr zu verhindern sei. "Aber ich will noch was tun - und ich habe nicht viel mehr Möglichkeiten, für den Frieden einzutreten, als auf dieser Demo mitzugehen".

Wohl, weil die meisten Demonstranten relativ ruhig blieben, rief einer durch ein Megafon: "Wir wollen doch Widerstand leisten", und skandierte dann: "George Bush, Terrorist, Sharon, Terrorist!" Mehr Aufmerksamkeit jedoch zog der Wagen einiger junger Leute auf sich, die darauf laute, lärmige Musik abspielten, Feuer entzündeten und auf Ölfässer trommelten, von denen blutrote Farbe spritzte.

Willi van Ooyen vom Ostermarschbüro sagte am Schluss der Demo, Deutschland müsse im Sicherheitsrat klar Nein zur US-Position sagen und damit "dafür sorgen, dass es keinen Krieg gibt".

Quelle: Frankfurter Rundschau 28. Januar 2003