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nc-klo-pädie verzeih´n wir euch nie!

Wir verteilen dieses Flugblatt, um zum Protest aufzurufen. Wir wollen protestieren gegen die Einführung eines Numerus Clausus als weitere Zulassungsbeschränkung nach dem Aufnahmestopp am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften. Wir wissen, dass es zu spät ist. Die Entscheidung zur Einführung des NC wurde schon vor zwei Wochen gefällt. Es ist also zu spät. Aber ist es nicht immer schon zu spät für einen Protest? Haben wir uns nicht schon lange daran gewöhnt, dass Proteste immer zu spät kommen, weil Entscheidungen, die wir mitbestimmen könnten, immer schon an Orten getroffen werden, wo nicht unsere, sondern andere, hochschulpolitisch der Standortlogik folgende Interessen den Ton angeben?

Warum also noch protestieren wollen, wenn es eh schon zu spät ist? Eben gerade deshalb!

Wir wollen protestieren, gerade weil Protest politisch keine Rolle mehr spielt. Wir protestieren dagegen, dass so wenige protestieren.

Wir protestieren gegen die Chancenlosigkeit von Protest und dennoch und gerade deshalb gegen die Einführung des NCs.

Wir wissen, dass die Lage am Fachbereich Gesellschaftwissenschaften seit langem schlecht ist, dass Seminare und Vorlesungen überfüllt sind. Aber kann die Einführung einer Zulassungsbeschränkung, die nur noch Studierende mit guter Abiturnote zulässt, die Lösung sein? Das denken wir nicht! Wir wollen an dem erkämpften Grundprinzip „Bildung für alle“ festhalten, das in den letzten Jahren immer mehr ausgehöhlt wurde.

Mit der Einführung eines NC wollen ProfessorInnen die Zahl der neuen Studierenden pro Semester nochmals um knapp die Hälfte senken. Dies führt zu einer Verschärfung der Selektion, der Konkurrenz und des Leistungsdrucks an der Universität. Kritisches Denken und solidarisches Lernen werden hingegen nicht gefördert. Mittelfristig wird die Universität sich immer mehr abschotten, wenn sie sich weiterhin nur als Vollstreckerin staatlich verordneten Sparzwangs versteht – zumal die Studierendenzahlen steigen und die Haushaltssituation sich weiter verschlechtert. In Berlin ist es bereits so, dass wer ein schlechteres Abi als 1,2 hat sich nicht mehr für ein Studium der Sozialwissenschaften einschreiben kann.

Wir fordern hingegen ein, Bildung als gesellschaftliche Aufgabe zu betrachten. Wir wollen die Zahl der angehenden Studierenden nicht verringern, sondern für ein ausgeweitetes Lehrangebot streiten. Land und Universität müssen dafür sorgen, dass ausreichende Veranstaltungen und Lehrmittel für alle zur Verfügung gestellt werden. Die Universität muss mehr ProfessorInnen und DozentInnen einstellen und mehr Vorlesungen und Seminare anbieten, statt sich ihre Studierenden nach Abiturnoten auszusuchen. Schließlich sollte es gerade am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften darum gehen, Gesellschaft und gesellschaftliche Entwicklungen zu analysieren und kritisch zu hinterfragen - und solche Fähigkeiten sind in Schulnoten nicht zu bemessen. Wir wenden uns gegen jegliche Formen der Zulassungsbeschränkungen!

Man könnte uns fragen: Aber wenn die Situation eurer Ansicht nach so katastrophal ist, warum habt ihr dann nicht eher protestiert? Als verschiedene ProfessorInnen anfingen, Konzepte für die Zulassungsbeschränkung zu erarbeiten oder zumindest im Fachbereichsrat, in dem die Einführung des NC beschlossen wurde? Diese Fragen wären berechtigt. Es gab weder eine Demo noch einen Streik. Und jetzt ist es zu spät. Die Entscheidung ist gefällt.

Aber genau deshalb müssen wir protestieren. Nicht weil wir glauben, man könnte noch etwas ändern, sondern weil man immer nichts ändern kann. Wir wollen protestieren, weil es zu spät ist! Wir wollen auf etwas aufmerksam machen, das dennoch wieder geändert werden müsste! Wir wollen gegen die Unveränderlichkeit protestieren! Um mit allem Nachdruck für die Veränderungswürdigkeit einzutreten!


Demo 27. Mai Treffpunkt um Fünf nach Zwölf im Turmfoyer, Campus Bockenheim

Vorbereitungstreffen: 20. Mai 20h30 im diskus-raum, Studierendenhaus

FS 03, UnLike - unabhängige Linke,

UnterstützerInnen: diskus, FS 10, LiLi, diskus, fau, sinistra, frauenrat 03, DLL, Jusos, AKJ