aphasie koma-002

 

bloss nichts gegenständliches heute.
und auch sowieso am besten niemals mehr. beschlusslage, hauptquartierstimmung, flirrende monitore in hintergrund. abschweifungen werden von uns gerne bezahlt. ein satz, den man sich bisweilen wünschen würde. doch wozu, und träumerei.
was ich ja eigentlich mit dem gegenständlichen, wovor mir letztlich schon irgendwie ekelt und was genau mancherorts den unterschied ausmacht, wie ich erst heute nacht feststellte, meine, ist eher sowas wie konkretheitsterror, um mal ein altes goetzwort aufzugreifen. dass das gesagte immerzu und –fort so gerade zu einem konkreten hindrängt. das ist eben nicht nur eine frage des inhalts des geschriebenen, sondern ein ganzer gestus-moloch. ästhetisch finde ich das fürchterlich abstossend. dass das dann bespielsweise bisweilen abrupte brüche ins konkrete hinein vollzieht. sowas halt, aber mehr muss jetzt hier nicht sein.

lieber eine skizze machen.
denn und also: die idee ist, einen essay zu machen oder was ähnliches darüber, wie ich immer supergenervt bin, wenn ich zeitungen und zigaretten kaufen will und zehn minuten im kiosk dumm rumstehe, weil irgendwelche mittelklassemenschen mittels ihrer komplizierten lottospielerei die kasse blockieren.
die zücken dann immer so eine art schecketui, in dem sie alles fein säuberlich zuhause schon vorbereitet liegen haben. sieht haargenau so aus, denn es ist das gleiche rot, wie die plastikhüllen von der bank, die sie einem mitgeben, um unausgestellte schecks oder überweisungsformulare aufzubewahren. dann gibt's natürlich auch noch ne jeweils dazugehörige scheckkarte. und das dauert. und wie ich es immer nicht glauben kann, wenn dann auf der extra-lotto-kasse 152,- aufleuchten. die blasen das dann in die luft, denk ich mir, denn soviel bezahlt dann irgendein armer wicht, der kurz vor mir den laden betreten hat und er nimmt – das ist immer der schritt ins richtige leben zurück - meistens noch eine schachtel marlboro dazu. na ja, das sehe ich denen noch am ehesten nach. ich weiss zwar nicht, wie viel die lottoannahmestellenbesitzer da an provision kassieren, aber natürlich sind diese üppig investierenden lottospieler sowas wie gute kunden. noch nie hab ich einen genervten lottohändler gesehen, der sich je von der schlange unschuldiger zigarettenkäufer zu eile und hektik gedrängt gefühlt hätte. im normalfall, und der ist eigentlich immer, lässt sich der lottoannahmestellenbesitzer ordentlich zeit, berät ausufernd, bekommt regelmässig ein problem mit der nur die lottogelder abrechnenden kasse, kommentiert das mit einem mich wenig beruhigenden "das ding funktioniert noch nicht so richtig", hört sich, wenn das ding dann endlich funktioniert hat, in ruhe die letzten eingefahrenen gewinne an und ist auch sonst stets zum gemütlichen plausch mit der braven mittelklasseexistenz bereit. oddset war dann ja nochmal ein zusätzlich herber schlag vor einem halben jahr. schlug man sich zuvor nur mit lottorentnern und überschuldeten häuschenimgrünenträumern herum, kamen da plötzlich auch noch zornige junge männer ins spiel. schüler beispielsweise oder ähnliche stets zum drängeln bereite subjekte. grosse mark oder wahlweise einen sicheren tip, um den verlust von letzter woche auszugleichen, heissts da. irgendwie ist dann natürlich gerade diese oddsetwettengeschichte so ne art von pendent für die minderbemittelten zu der ganzen aktienbörsenmanie, die seit ein paar jahren um sich greift. man ist ständig mit seinem geld beschäftigt, hat es sich zu seinem thema gemacht. liebevoll hegt und pflegt man es wie einen garten. es zählen schnelligkeit, kurze reaktionszeit und natürlich ein detailliertes bescheidwissen. alles ist ein bisschen berechenbar und man muss schnell reagieren. man hat stets mehrere pferdchen laufen, kann hier abfedern und da was riskieren. ok, so scheint manches zu funktionieren, daran scheint man, jenseits ökonomischer zwänge, ein ziemliches interesse zu haben. irgendwie muss das sogar spass machen oder zumindest das gefühl vermitteln, was sehr zeitgemässes mit seinem geld zu machen. risikokapital, sichere werte, depots und fonds. eintracht und bayern. ok, iss dann schon meine welt. aber soll ich deswegen verständnis haben? früher hätten wir jedenfalls gesagt, das ist der unsolidarische traum vom grossen eigenen glück .