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Möglichkeiten und Grenzen kritischer Wissenschaft in der BRD.
Beispiel Peter Brückner.

»Peter Brückner war der coolste Professor der Studentenbewegung«, so die SPEX 1992, zehn Jahre nach dem Tod des kritischen Wissenschaftlers. »Er war selbst für die APO noch zu antiautoritär und brachte es nie zum Polit-Star. Dabei war er einer der wenigen Linken, die (sub)kulturelle Strategien nicht mit Argwohn beäugt haben. ›Klassenkampf‹ und neue soziale Bewegungen haben sich schon damals für ihn nicht ausgeschlossen.« Beides für das Universitätsregime der BRD nicht akzeptabel, so dass Peter Brückner wegen seines politischen Engagements mit einem Strafprozess verfolgt, mit Berufsverbot schikaniert und von seiner Forschung und Lehre suspendiert wurde, galt er doch als eine »Art Symbolfigur für den linken Professor« (so die FAZ 1982, nachdem er im Alter von 59 einem Herzversagen erlag). »Sie haben ihn um die Ecke gebracht. An uns ist es, ihm um diese Ecke nachzuschauen, bevor er am Ende der Straße gänzlich verschwindet«, schrieb Fritz Güde damals in einem Nachruf. Dieses Verschwinden scheint über zwanzig Jahre später erfolgt zu sein, sind doch inzwischen die bestallten Kriegsgewinnler der APO mitsamt den akkomodierten Protagonisten der »Neuen Sozialen Bewegungen« längst in den akademischen Betrieb der Gesellschaftswissenschaften der Berliner Republik Deutschland eingerückt, um ihre Stellungen als mehr oder weniger »kritische GesellschaftswissenschaftlerInnen« zu verteidigen. Denjenigen – studierenden wie außeruniversitären – KritikerInnen der bestehenden »zivilgesellschaftlichen« Zustände, die gegenüber dem beanspruchten kritischen Potenzial staatlich bezahlter Wissenschaft zunehmend wieder skeptischer werden, kann Peter Brückners engagiertes Leben, Lehren und Forschen zum Kriterium dienen, wie weit die Marxsche Parole emanzipatorischer Kritik: »Krieg den deutschen Zuständen!« in der BRD schon mal durchgedrungen war, wie weit sie isoliert und abgestumpft worden ist und ob ihre Radikalität im Handgemenge endlich wieder aktualisiert werden kann. Denn mit seiner Erforschung und Darstellung der Sozialpsychologie des Kapitalismus im allgemeinen und der deutschen Miserabilität im besonderen – vom NS über den Post-NS bis zur BRD-Linken – hat der (1967 bis 1977 an der TH Hannover lehrende und weit darüber hinaus engagierte) Psychologieprofessor einen unverrückbaren Maßstab gesetzt.
THEORIE PRAXIS LOKAL wird im Hörsaal des IVI an den ersten beiden Dienstagabenden im November 2004 über Leben, Engagement und Forschung von Peter Brückner informieren. Angesichts seiner subversiven und turbulenten Biografie wie seiner vielseitigen wissenschaftlichen Produktion haben wir uns für eine Darstellung in zwei Teilen entschieden, um auch Raum zu Diskussion und Kritik zu lassen.

2.11. 19.30 Uhr: Über Peter Brückner (1922-1982), kritischen Wissenschaftler in den deutschen Zuständen: Leben, Werdegang, Selbstverständnis, soziales Engagement und wissenschaftliche Kritik-im-Handgemenge.

9.11. 19.30 Uhr: Professor Peter Brückner, ein radikaler Sozialpsychologe und mehr – Forschung, Werküberblick, Kritik.