poster by hallodrillard on December 08, 1999 at 01:33:50:
in reply to: fo16 poster by hallodrillard on December 08, 1999 at 01:31:48:
: Was bleibt dann also von den Grundgedanken des Buches? Foucault setzt an die Stelle einer negativen, reaktiven und transzendenten Machtkonzeption, die sich auf das Verbot und das Gesetz stützt, ein positives, aktives, immanentes Konzept - und das ist in der Tat entscheidend. Man ist unweigerlich frappiert von der Übereinstimmung zwischen dieser neuen Version der Macht und der von Deleuze oder auch Lyotard propagierten neuen Fassung des Wunsches. In ihr ist nicht länger vom Mangel oder vom Verbot die Rede, sondern vom Dispositiv, der positiven Ausbreitung der Ströme und der Streuung der Intensitäten. Diese Koinzidenz ist nicht zufällig, sondern bedeutet einfach, daß die Macht bei Foucault die Stelle des Wunsches einnimmt.Wie der Wunsch bei Lyotard und Deleuze ist sie schon immer vorhanden, von jeder Negativität gereinigt, ein Netz, ein Rhizom, ins Unendliche aufgespaltene Vielfalt. Darum gibt es bei Foucault den Wunsch nicht: der Platz ist bereits besetzt. (Umgekehrt kann man sich freilich fragen, ob der Wunsch, bzw. seine Substitute in den Schizo- und Libidotheorien nicht bloß Zerrbilder einer gewissen Macht sind - im Zeichen derselben Immanenz, derselben Positivität, derselben Maschinerie. Genauer gesagt wäre zu fragen, ob Wunsch und Macht nicht ihre Gestalt von Theorie zu Theorie in einer unendlichen Spiegelung austauschen - Spiegelspiele, die für uns Wahrheitsspiele sind.)