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Sonja Brünzels

Reclaim the Streets: Karneval und Konfrontation

1. Kreative Interventionen als Form politischen Handelns
2. J18 - Faszination der Synchronizität:
Our resistance will be as transnational as Capital!

3. Reclaim the Streets - Entstehung und Affinitäten
4. City of London - "Im Herzen des Drachen"
5. Konfrontation der Körper
6. Begegnungen und Überkreuzungen,
Irritationen und Verfestigungen

7. 'Deinen Feind, den mußt du benennen'
Vom Widerstand gegen die postmoderne Macht



3. Reclaim the Streets - Entstehung und Affinitäten

Die Worte 'Reclaim the Streets‘ wecken in Deutschland Assoziationen zu den hiesigen 'Innenstadtaktionen‘ gegen die Privatisierung und Kommerzialisierung des öffentlichen Raums - einem politischen Handeln, das sich bei vielen deutschen Linken weniger aus konkreten Ausgrenzungserfahrungen denn aus der Lektüre theoretischer Texte von Foucault bis Mike Davis speiste. Doch diese Assoziationen sind nur bedingt zutreffend, der Protest in Großbritannien hat zum Teil andere symbolische Bezugspunkte: die "enclosures" und das Auto. In früheren Flugblättern ist viel von "enclosures" die Rede(3). Hier wird auf ein im kollektiven Unterbewußten latentes Trauma der ursprünglichen Akkumulation Bezug genommen: Seit dem 16. Jahrhundert wurde das bis dahin dem 'common good‘, dem 'gemeinen Nutz‘ zugängliche Land zum Zweck der Schafzucht eingezäunt, mit dem entstehenden Kapitalismus war Textilproduktion profitabler geworden als Landwirtschaft. Das Land wurde ein - und damit die Menschen ausgeschlossen. Entsprechend sind heute in der Logik von Reclaim the Streets die Straßen "enclosed". Was in einer mythischen Vergangenheit "the commons of the city" war, gemeinschaftlich nutzbarer Raum für Diskussion und Austausch innerhalb der Gemeinschaft, ist heute dieser Nutzung entzogen. Waren früher die Schafe Anlaß zur Privatisierung des Landes, so sind es heute die Autos, die den urbanen öffentlichen Raum der Nutzung durch die Bewohner entziehen. Der historische Bezug ist ein symbolischer - aber er funktioniert: es geht um Selbstbestimmung, Lebensqualität, darum, die Straßen der zielorientierten Nutzung zu Konsum und Transport zum Zweck des Profits zu entziehen und die Gestaltung des öffentlichen Raums in den Städten temporär in die eigene Hand zu nehmen.

Es wird erzählt, daß Reclaim the Streets von Anfang an einen antikapitalistischen Dreh hatte. Deutlich ist, daß sich das Konzept aus Ökoprotest, aus dem kreativen Protest gegen Strassenbau entwickelt hat. Die unangemeldeten Straßenparties, die unter diesem Label überall in Großbritannien stattfinden, sind Teil einer breiteren, relativ offenen, wenn auch durch die kulturelle Grammatik der oppositionellen weißen Mittelschicht begrenzten Protestkultur. Was in dem Band DIY-Culture über Earth First! gesagt wird, trifft auch auf Reclaim the Streets zu: Strassenbaugegner werden Tierschützer, radeln bei Critical Mass mit, werden urbane Hausbesetzer, werden Raver "ad infinitum, einfach durch ihre Präsenz bei dieser speziellen Gelegenheit. (...) So ist es unmöglich, zum Beispiel über Earth First! und die Protestbewegung gegen Strassenbau zu reden, als wären sie voneinander getrennte Erscheinungen: Individuen bewegen sich durch beide Bewegungen hindurch, und in vielen Fällen würden sie sich nicht als Mitglied einer dieser Gruppen definieren" (DIY Culture 159, Übers. d. A.). Die anarchische, dezentrale Organisationsform, die keine Parteileitung, kein Komitee und keine Sprecherin vorsieht, hat für die nicht immer ganz legalen Aktionen ihre Vorteile. Im Vorfeld von J18 äußerte sich ein Vertreter der Polizei beleidigt darüber, daß keiner der Organisatoren der Einladung der Polizei zur Zusammenarbeit gefolgt sei - man wollte doch bloß den Ablauf regeln! Daß es tatsächlich keine geeignete Ansprechpartnerin gab, war offensichtlich nicht vorstellbar.

Gemeinsam ist dieser Protestkultur, daß sie konkrete, direkte Aktionen über theoretische Überlegungen stellt und die 'Authentizität‘ des Protests mit dem Einsatz des eigenen Körpers, der eigenen Person verbindet. Bei den Straßenparties stehen dabei Tanz, Theater, Karneval im Vordergrund; bei Protestcamps sind die Aktionsformen 'militanter‘, kommen den Bedürfnissen männlicher Selbstdarstellung näher, manchmal muten sie seltsam an: Man kreuzt auf, richtet sich ein Baumhaus ein und nimmt damit "squatter’s rights" in Anspruch, gräbt Tunnel unter den Baustellen, kettet sich dort an Betonblöcke und wartet auf die Räumung (Vgl. Going Underground. Some Thoughts on Tunneling as a Tactic. In: Do or Die 8 (1999), S. 60-61). Oft werden Formen gewählt, die auch dann Sinn machen, wenn die konkreten Ziele nicht erreicht werden - Strassenparties zum Beispiel führen zwar nicht zur Abschaffung des Individualverkehrs in den Städten, sie bedeuten jedoch eine temporäre Durchbrechung der üblichen Nutzung von öffentlichem Raum (Transport und Konsum), und wie die große Zahl der "Gäste" zeigt, sind sie attraktiv.

Inhaltlich ist der gemeinsame Nenner schwer zu bestimmen. Bei den öffentlichen Treffen von RTS kann man Flyer von allen möglichen Gruppen aufsammeln: Greenpeace, Friends of the Earth, genetiX snowball und andere mobilisieren für ein "Gene-free-jamboree", "campaign against arms trade" fordert die Schliessung des britischen Waffensupermarkts, die "Animal Liberation Front" agitiert gegen Vivisektion, "The Land is Ours" organisiert eine Landbesetzung "irgendwo in Norfolk"..., ein Gewerkschaftsvertreter der U-Bahn versucht Kontakte zu knüpfen, ein paar spanische Aktivistinnen präsentieren ihren Kampf gegen den Bau eines Staudamms im Baskenland, der wenige Tage später einen Ausdruck darin findet, daß sich einige Menschen auf dem prestigeträchtigen Millenium-Riesenrad an der Themse, dem "London eye" anketten und damit ihr Anliegen sogar in die Nachrichten bringen.

Reclaim the Streets entwickelt sich zu einem Sammelbecken für ein weites Spektrum kritischer, aktionsorientierter Politgruppen, von Menschen, die die Schnauze voll haben von London’s rat race mentality, von Umweltverschmutzung und Apathie. Doch es ist schwierig, all diese Inhalte auf einen einfachen Punkt zu bringen. Sind die verbindenden Elemente vielleicht die romantisierenden Fiktionen frustrierter Stadtbewohner von gesundem Leben, biologischer Ernährung, ökologischem Gleichgewicht und 'authentischem Leben‘ - als Gegenpole zur Entfremdung im metropolitanen Turbokapitalismus?

4. City of London - "Im Herzen des Drachen"

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