impressum
archiv
links
download

  com.une.farce no.3
no.3 inhalt   maximize

editorial

short cuts
reclaim the streets
treffen der generationen
1968 und die Folgen

gegen wessen kriege
kosov@ - irritationen
interview mit s. zizek

die stadt als beute
falsche freiheit frankfurt
stadt ohne namen

der spiegel und die shoah
ohne papiere in europa

com.une.farce homepage

encore.une.farce
mail.farce
impressum
download
archive
links
news
edit.no.0
no.0
no.1
no.2
ruud

Short Cuts
Eine Nachforschung


Vorwort
Strategie: entfernte Bekannte
Moral und Funktion
Revolutionäre Politik in der bürgerlichen Gesellschaft
Die Flucht in den Minimalismus - eine Erfolgsgeschichte
Praktische Grenze der Politik: Gesellschaftstheorie
Das Subjekt ist ein Wort
Sinn und sinnvoll
Die Irrationalität vernünftiger Analysen
Konfrontation ohne Sieg
Kurzes, allzu politisches Nachwort


Das Subjekt ist ein Wort

Der Mensch als soziales Wesen ist bestrebt an der Welt teilzuhaben, und zwar in einem konkreten sinnlichen Modus.

Die bürgerliche Gesellschaft organisiert die sozialen Bedingungen zur Erfüllung dieses "Wunschs zu wünschen" in spezifischer Weise. Ich nenne die Teilhabe qua Beruf/Lohnarbeit, Familie, Sport/Hobby/Verein mit all ihren Variationen eine historisch gewachsene Formierung der Art und Weise sich in der Welt zu (be-)finden. Die Möglichkeiten dieser Teilhabe sind im Zuge der sukzessiven Lösung tradierter Bindungen und der Auflösung von Handwerk- und Industriearbeitermilieus Veränderungen unterworfen, jedoch fortdauernd bestimmt durch Geschlechtsrollenerwartungen, Warentausch und Ausgrenzungsmodi. In der postmodernen Gesellschaft werden, vermittels der Simulation von Beteiligung bei Groß- und Medienereignissen, sowie durch ständige Auffächerungen der Lebensstile, die Möglichkeiten so stark differenziert, dass tendenziell für jede/n das Selbsterleben einer Teilhabe in Aussicht steht.

Andererseits ist die Selbstwahrnehmung der Teilhabe permanent gefährdet, weil sie in der Warengesellschaft nur dann als gelungen erlebt wird, wenn sie "erfolgreich" ist. Die Größe des "Erfolgs" wird eigentlich zur Konstitutionsbedingung der Teilhabe. Ohne Erfolg war ich nicht vorhanden!

Wird im Rahmen meiner Lohnarbeit meine Kompetenz anerkannt oder werde ich als jederzeit austauschbare Hilfskraft angesehen?

Gelingt die Paarbindung und somit die Bestätigung meiner Attraktion oder bleibe ich allein bzw. gelangweilt?

Agiere ich auf einem der Felder der Freizeitauseinandersetzungen mit überlegener Körpermotorik oder bin ich ErsatzspielerIn?

Gerate ich im Rahmen der Musikgroßveranstaltung außer mir und bin somit bei den anderen oder werde ich von abgedrehten Leuten rumgeschubst?

Eine Teilhabe, die sich allenfalls im Geduldetsein erschöpft, wird von den Subjekten der bürgerlichen Gesellschaft als Manko, als Nichtangekommensein in dieser - durch diese Gesetze bestimmten - Welt wahrgenommen. Nicht zufällig ist das gemeinsame Trinken und Großsprechen von Männern die entscheidende soziale Auffangaktion nach Arbeit und Sport. Hier können die bislang subjektiv nicht-dabei-Gewesenen vermittels Konsum und verbaler Präsenz dominieren und ihren vorhandenen Platz im Gefüge erleben. Nicht zufällig auch die Esoterikwelle, in der sich permanent Welten eröffnen, die nichts anderes sind als Teilhabeangebote.

Der Ausbruch kritischer BürgerInnen aus dem bloßen Vollzug ihres Daseins und ihre Selbstidentifikation als Linke oder Dissidenten basiert auf der Verwerfung und/oder Erweiterung der bürgerlichen Art und Weise, in der Welt zu sein. Die Bedeutung von "Erfolg" bleibt jedoch bestehen; den üblichen Erfolgskriterien werden verwandte an die Seite gestellt: Der Erfolg als politische/r AktivistIn ist die Bestätigung meines Kampfgeists und meiner Moral, der Erfolg als subkultureller Insider verweist auf meine innere Unabhängigkeit und Kommunikationsfähigkeit. Erweitert ist der soziale Rahmen, innerhalb dessen Erfolg möglich und wichtig ist, (politischer Zusammenhang, WG, Veranstaltung, Demo, Konzert). Das Regime der "Selbstverwirklichung", nach dessen Gesetzen die Teilhabe gnadenlos auf das "Ich" einer Identität fixiert/rückbezogen wird, bleibt unangetastet. Kollektiv in einem tatsächlich antibürgerlichen Sinn wäre demgemäß ein Kontext, in dem persönlicher Erfolg nicht das zentrale Kriterium der Person wäre.

Keinesfalls soll hier der Eindruck erweckt werden, die politischen Begründungen für dissidente Aktivität seien nicht ernst zu nehmen oder gar nur vorgeschoben, um banal-egoistische zu verdecken. Es geht nicht um die Entlarvung von HeuchlerInnen, schließlich gibt es diverse andere Möglichkeiten, um sich als ProduzentIn der Welt zu erleben. Die Behauptung, das wesentliche Movens der Teilhabe an einem sozialen Prozeß gelte auch für Linke, sagt noch nichts aus über das, was links geschieht, und diskreditiert keine Initiative, nur weil an ihrem Anfang nicht der reine Altruismus steht. Die Behauptung richtet sich vielmehr gegen die weitgehend uneingestandene Relativität der Antriebsfähigkeit politischer Analysen und moralischer Postulate. "Objektive politische Notwendigkeit" und "Handeln aus Solidarität" sind Formeln eines hyperrationalistischen Menschenbilds, die die Realität des (bröckelnden) Engagements verfehlen.

Leben heißt die Welt produzieren. Wenn die Konsequenz, so wie sich mir die Welt darstellt, politischer Kampf heißt, dann wird sich das nur dann materialisieren, wenn es einen sozialen Ort dafür gibt. Das Postulat früherer RAF-Kader, der Gesellschaft nur insoweit anzugehören, wie man sie bekämpft, gilt nur solange wie das Projekt den Beteiligten umfassend ihren Wunsch zu wünschen erfüllt. Mit dem zwingenden Umkehrschluss, dass die frühe Grenze, gar der Verlust der sozialen Möglichkeiten des Projekts, ein unbelebtes und nicht belebbares Postulat zurücklässt, dessen RepräsentantInnen sich wahrscheinlich gegenseitig quälen und auf der Suche nach der erlebbaren Welt entweder in der Wirklichkeit undurchschaubarer aber allgegenwärtiger Ränke landen oder Sozialasyl suchen bei Gruppen, die Teil von subkulturellen/politischen Bewegungen sind.

Der hier ziemlich scharf dargestellte Widerspruch zwischen dem Handeln gemäß Analyse und Erkenntnis und dem Wunsch nach Teilhabe, also zwischen Politik und Subjektivität, war real in "bedeutenden" sozialen Bewegungen, wie z.B. der Hausbesetzerbewegung 1980/81 weitgehend stillgestellt, primär da der politische Diskurs zunächst eher bedeutungslos war. "Bisher war die revolte eine permanente fete; das aufständische leben konnte sich an allen ecken und enden breitmachen. Die existentielle revolte war deckungsgleich mit der politischen - leben und politik eins. Oder anders gesagt: die ablehnung des "politischen diskurses" ist eine unserer stärken, unsere revolte kam aus einem radikalen subjektivismus und hatte den alltag, seine tägliche sabotage und subversion zum gegenstand". (aus radikal Nr. 99, 11/81)

Politik machen erfordert das Einlassen auf die Logik der Vernunft im Dienst einer höheren Sache. Was dem bürgerlichen Staat "Demokratie und Marktwirtschaft" ist, ist der Linken "Volk", "Freiheit", "Revolution", "Sieg" oder eben die Bewegung. Bewegung aber schon gedacht als zu bewahrendes Kontinuum, als Bestandteil eines gesamtgesellschaftlichen Kräfteverhältnisses. Politik machen bedeutet das Akzeptieren einer Grammatik von Veränderung, von gesellschaftlichem Prozess. Das beinhaltet: ideologische Festlegung, verläßliche Programmatik, Strukturen "aufbauen", Fortschrittsmythos schaffen in Form einer Bewegungsgeschichte, einer politischen Genealogie. Ein solches Auftreten ist nicht mehr eine Gefahr für jede Ordnung, sondern der Ausdruck eines Versuchs, die jetzige durch eine andere zu ersetzen.

Doch Vorsicht! Das hohe Lied auf den Ausbruch, die subjektive Revolte ist - wendet man sie als distanzierte/r BetrachterIn zur Programmatik - erzreaktionär. Da die soziale Revolte jeweils Kind einer Zeit ist, ist sie zwar immer ein Verstoß gegen Recht und Gesetz, nicht aber notwendig an emanzipatorische Prozesse gekoppelt. Soziale Revolten sind nicht, wie auch die letzten Jahre gezeigt haben, vor der Verknüpfung mit völkischer Programmatik geschützt.

Im eben schon zitierten Artikel heißt es gegen Ende: "Uns ist klar, daß die herrschenden krieg führen, egal, ob wir ihn verweigern, verdrängen, ihm zu entfliehen glauben oder uns ihm stellen."

Abgesehen vom autonomen-typischen Beziehen der Aktivität "der Herrschenden" auf "uns", spricht sich hier die Erkenntnis aus, daß der Verlust der Bewegungsdynamik und ihrer spezifische Subjektivität, das bestehende Herrschaftskontinuum nur wieder stärker hervortreten läßt, daß also der soziale "krieg" von oben nicht an die Existenz einer gegenmächtigen Bewegung geknüpft ist.

Dass also das Ende der Bewegung nicht Stillstand oder Ruhe bedeutet, sondern freie Fahrt für die "normale" gesellschaftliche Dynamik.

Anders gesagt: wenn auch die kurz aufgeflammte Überwindung bestimmter politischer Formen überhaupt erst den Weg weist für eine tatsächliche Unterminierung der bürgerlichen Ordnung, bedeutet das Ende eines solchen Zyklus auch das Zurückgeworfen werden auf politische Formen.

Ihnen ohne soziale Revolte trotzdem zu entsagen, führt direkt in die Esoterik (was sich auch empirisch belegen läßt), besserenfalls in den Kunstbetrieb, und heutzutage wohl in den Konsumismus der Spaßgesellschaft.

Sinn und sinnvoll
horoskop

Wusstest du schon über dein Schicksal Bescheid bevor du hier ankamst? Wenn nicht, schau dir täglich dein Horoskop an!
sport

der fc bayern münchen ist in der fußball-bundesliga zu seinem fünften sieg in folge gekommen.
der deutsche tennisbund ist seit gestern ohne führung.
wetter

heute hält der wechsel von sonne und schneeschauern noch an, von mittwoch an soll der winter aber erst einmal weichen.
rezept der woche

Eine leckere, cremige Kürbissuppe in nur 30 Minuten
lottozahlen vom samstag

1, 7, 8, 9, 24, 41
zusatzzahl: 36 - superzahl: 1
spiel 77: 4966033 - super 6: 270659